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Gesundheit: Erfolge mit Stammzellen

Treffpunkt Tagesspiegel zu Fortschritten der Kardiologie

Von Marion Kerstholt

Die größte Hoffnung für die künftige Behandlung von Herzerkrankungen liegt in den embryonalen Stammzellen. Bisher werden sie nur an Tieren getestet, aber es zeigen sich schon erste Erfolge. Direkt nach einem Herzinfarkt werden aus embryonalen Stammzellen gezüchtete Herzmuskelzellen eingefügt. Sie ersetzen die Zellen, die durch den Infarkt in Mitleidenschaft gezogen wurden, und verbessern die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer Herzattacke.

Aber es wird noch viel Forschung nötig sein, bis diese Therapie auch am Menschen getestet werden kann. Am Sonntag berichteten drei Experten beim Treffpunkt Tagesspiegel vor etwa 200 Interessierten am Kranzler-Eck am Berliner Kudamm von den neuesten medizinischen Errungenschaften auf diesem Gebiet.

Die Forscher stoßen auf drei Probleme: Sie müssen für eine Stammzelltherapie ausschließlich Herzmuskelzellen herstellen, benötigen eine ausreichende Zellmenge zur Behandlung und müssen eine gleiche Funktionalität der Zellen sicherstellen.

„Bis diese Fragen geklärt sind, kann es noch fünf bis zehn Jahre dauern. Erst dann wird es auch erste Studien am Menschen geben“, sagte Jürgen Schrader, Direktor des Instituts für Herz- und Kreislaufphysiologie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, der sich mit dieser Forschung befasst. Ob die klinische Forschung an embryonalen Stammzellen auch dem Menschen zugute kommt, muss letztlich auch noch politisch geklärt werden.

Stütze hält Gefäß offen

In der konventionellen Therapie von Herzkranken hat sich aber ebenso viel getan. Die Diagnose mit Herzkathetern, die erst seit den 70er Jahren im großen Stil angewendet wird, ist heute in der Kardiologie zur Routine geworden: 600 000 Mal jährlich wird diese Methode in Deutschland angewandt. Direkt bei der Untersuchung kann heute auch schon behandelt werden. Engstellen werden mit kleinen Ballons aufgeweitet und mit einem Metallnetz, dem sogenannten „Stent", ausgekleidet. Es verhindert, dass die Verengung an dieser Stelle im Herzgefäß erneut auftritt. Obwohl jede Katheteruntersuchung für eine Diagnose einer Herzerkrankung dringend erforderlich ist, birgt sie stets ein gewisses Risiko für den Patienten.

Deshalb gilt Methoden, mit denen das Herz und seine Gefäße von außen untersucht werden können, eine große Aufmerksamkeit. In mehreren Berliner Kliniken werden diese Untersuchungen – wie die Computertomographie oder die Kernspintomographie – schon angewendet. „Sie dienen jedoch eher der Routineuntersuchung von Menschen, die nur erblich ein erhöhtes Risiko tragen, bisher aber keine Schmerzen haben“, verdeutlichte Günter Breithardt, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie der Universität Münster. Bei Patienten mit Beschwerden ist eine Herzkatheteruntersuchung immer noch unbedingt erforderlich. Denn nur mit einer exakten Diagnose können die Ärzte dem Patienten helfen.

Rhythmus wieder im Takt

Behandeln lassen sollten sich auch Menschen, die unter Herzrhythmusstörungen leiden. Das Vorhofflimmern des Herzens löst bei ihnen Anfälle von Herzrasen und Panikattacken aus. Mittlerweile haben sich die erworbenen Herzrhythmusstörungen, die erst mit fortschreitendem Alter auftreten, zu einer Volkskrankheit entwickelt. Wenige Muskelfasern im Herzmuskel kommen dabei aus dem normalen Takt. Bei Patienten mit angeborenen Rhythmusproblemen können diese Fasern mit dem Katheter aufgespürt und ausgeschaltet werden. Millimetergenau. Der Eingriff hat nur ein minimales Risiko und ist sehr einfach auszuführen.

Trotz der Fortschritte der Therapien in der Kardiologie, müssen noch 400 Herztransplantationen jährlich in Deutschland vorgenommen werden. Und es würden sogar noch mehr Spenderherzen gebraucht. Deshalb müssen andere Wege eingeschlagen werden, um die Wartenden zu behandeln. Es wurden künstliche Pumpen entwickelt, die heute sogar auf Dauer die Herzfunktion übernehmen. Bis auf die Batterie wird die gesamte Pumpe eingesetzt. Nur ein Kabel bringt die notwendige Energie in den Körper. Allerdings entzündet sich die Eintrittsstelle des Kabels leicht und muss sehr gut gepflegt werden. „In Zukunft wird es aber dieses Kabel nicht mehr geben. Denn bei den neuesten Pumpen wird eine Spule unter die Haut implantiert, die den Strom per Induktion durch die Haut zur Pumpe liefert“, erklärte Roland Hetzer, ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin.

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