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Gesundheit: Forscher Rat

Eine Einigung über die Nationale Akademie der Wissenschaften steht kurz bevor

Deutschland bekommt eine Nationale Akademie der Wissenschaften – nach 15 Jahren teilweise erbitterter Diskussion. „Wir waren nie so dicht dran wie jetzt“, sagte der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie, Günter Stock, gestern im Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Ein Modell, das die Leopoldina, die Akademie der Naturwissenschaftler in Halle, erarbeitet hat, werde jetzt abschließend beraten. Danach soll die Nationale Akademie von einem Rat getragen werden, dem die großen Wissenschaftsorganisationen, von ihnen delegierte und weitere hinzugewählte Wissenschaftler angehören.

Hier gelte es noch eine Berliner Position durchzukämpfen: Bislang sei vorgesehen, dass lediglich 30 Wissenschaftler aktiv von der Nationalen Akademie berufen werden können. „Wir wollen, dass es mehr sind“, sagt Stock. Das sei eine Frage des Selbstverständnisses und der Eigenständigkeit „einer modernen Akademie“.

Wo wird die nationale Akademie angesiedelt sein? Bekommt sie ein eigenes Haus oder trifft sich der Rat an wechselnden Orten? In dem Konzept, das in den nächsten Wochen beschlossen werden solle, gäbe es bislang weder Aussagen zum Ort noch zur Finanzierung, betont Stock. Über die Aufgaben einer nationalen Akademie ist man sich unter den sieben regionalen Gelehrtengesellschaften, der Leopoldina und dem Konvent für Technikwissenschaften Acatech indes schon lange einig: Sie soll die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien vertreten, und Stellungnahmen zu zentralen Fragen der Gesellschaft wie Gentechnik oder Energieversorgung abgeben.

Die Union der deutschen Akademien bestätigt, dass eine grundsätzliche Einigung über die Nationale Akademie erzielt sei. Über die Finanzierung liefen derzeit „die entscheidenden Gespräche mit der Politik und allen Partnern“, sagt die Sprecherin der Union, Myriam Hönig.

Präsident Stock überraschte die Abgeordneten mit einer weiteren Neuigkeit: Die Akademie wolle den Geisteswissenschaftlichen Zentren der Region „eine Heimstatt“ bieten. In Berlin wären das die Zentren für Literaturforschung und für Sprachwissenschaft und das Zentrum Moderner Orient (ZMO), in Potsdam die Zentren für zeithistorische Forschung und für europäische Aufklärung – wenn sie vom Wissenschaftsrat positiv evaluiert werden. Das Gremium wird am 30. Januar eine Empfehlung zur Zukunft der Zentren aussprechen. In Wissenschaftskreisen heißt es, dass alle außer dem Forschungszentrum europäische Aufklärung gut abschneiden.

„Eine Assoziierung an die Akademie ist für uns eine interessante Option“, sagt Sigrid Weigel, Direktorin des Zentrums für Literaturforschung und Vorstandsvorsitzende der Berliner Zentren. Allerdings ist zu hören, der Wissenschaftsrat werde für eine Angliederung an die Universitäten plädieren. Gleichzeitig verfolgen die Institute eigene Pläne: Die Literaturforscher sollen mit der Leibniz-Gemeinschaft im Gespräch sein und das ZMO mit der Max-Planck-Gesellschaft.

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