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Gesundheit: Fotografie: Reagiert der Film empfindlich, freut sich der Verbraucher

Die digitale Fotografie erhält inzwischen mehr öffentliche Aufmerksamkeit als die klassische. Doch fast unbemerkt von Hobbyfotografen hat sich auch die Qualität des analogen, chemischen Aufnahmematerials stark verbessert.

Die digitale Fotografie erhält inzwischen mehr öffentliche Aufmerksamkeit als die klassische. Doch fast unbemerkt von Hobbyfotografen hat sich auch die Qualität des analogen, chemischen Aufnahmematerials stark verbessert. Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband in Frankfurt verweist auf neue Emulsionen: "Es gibt lichtempfindlichere Fabrikate, die dennoch eine feine Körnigkeit besitzen."

Viele Hersteller haben Filme mit einer Empfindlichkeit von 400 und 800 ISO auf den Markt gebracht, die sich sowohl in der Auflösung wie in der Farbtreue und Schärfe kaum noch vom früheren Standard mit 100 ISO unterscheiden. "Ein 400er von heute hat alle Qualitätsmerkmale eines 100ers von vor zehn Jahren", sagt Josef Pokorny von der Firma Kodak in Stuttgart. "Hobbyfotografen, die nicht gerade Poster von ihren Aufnahmen anfertigen lassen wollen, brauchen eigentlich gar nichts anderes mehr."

Einer der Auslöser für den Entwicklungsschub war vor fünf Jahren die Einführung des so genannten Advanced Photo Systems (APS), das die Wahl verschiedener Bildformate schon bei der Aufnahme ermöglicht. Da die Negative kleiner sind als bei der Kleinbild-Fotografie, mussten sich die Filmhersteller etwas einfallen lassen, um die gleiche Bildqualität zu erzielen. Sie entwickelten neue Emulsionen, die später auch dem alten Format wieder zu Gute kamen.

Spielraum wird erweitert

Die Fortschritte der Filmtechnik erfreuen nicht nur Spezialisten. Sie bringen gerade Besitzern von "Rundum-Sorglos"-Kameras mit Breitband-Zoom und Belichtungsautomatik Vorteile. Da diese Modelle über eine geringe Lichtstärke verfügen, die im Telebereich noch weiter abnimmt, weiten empfindliche Filme den Spielraum hier deutlich aus. So ist die Verwacklungsgefahr geringer, außerdem schaltet sich der eingebaute Blitz später zu, so dass weniger Aufnahmen durch rote Augen und hässliche Schlagschatten verunstaltet werden.

Nach dem offensichtlichen Qualitätssprung bei der Feinkörnigkeit wenden sich die Hersteller jetzt verstärkt der Farbtreue zu. So hat Fujifilm vor kurzem eine zusätzliche vierte Farbschicht auf den Filmen eingeführt, die zur besseren Wiedergabe vor allem von bestimmten Grüntönen führen soll. Seit neuestem steht die patentierte Technik auch für die hoch empfindlichen Filme mit 400, 800 und 1600 ISO zur Verfügung.

Verbesserung auch bei Kunstlicht

Etwas Ähnliches versucht Agfa in Leverkusen mit der neuen "Eye Vision"-Technologie zu erreichen. Sie soll für eine Farbwiedergabe bürgen, die der Wahrnehmung des menschlichen Auges möglichst nahe kommt. "Vor allem bei Neon- und Kunstlicht ergeben sich Verbesserungen", sagt Agfa-Sprecher Hartmut Hilden. Die neue Filmgeneration wird unter dem Handelsnamen "Agfa Vista" vertrieben.

Die Konkurrenten von Kodak überraschten die Fachwelt schon im vergangenen Jahr mit der Einführung des deutschen Produktnamens "Farbwelt" für Farbnegativfilme. Das US-amerikanische Unternehmen hat außerdem eine neue Technologie entwickelt, die mit Hilfe so genannter Doppel-Elektronenmoleküle zu einer weiteren Verdoppelung der Filmempfindlichkeit führen soll. Zunächst wird das Verfahren bei Kinofilmen zum Einsatz kommen, mittelfristig aber auch in der Amateurfotografie.

Schon die heute auf dem Markt erhältlichen Filme sind allerdings so gut, dass Verbraucher beim Kauf kaum etwas falsch machen können. "Es gibt keine schlechten Filme mehr", sagt Fachjournalist Gert Koshofer aus Bergisch-Gladbach, der sich seit 50 Jahren mit Farbfotografie beschäftigt. Zum gleichen Ergebnis kam die Stiftung Warentest in Berlin, die im vergangenen Jahr 19 Farbnegativfilme aufs Korn nahm und allen das Qualitätsurteil "gut" zusprach.

Nach Koshofers Angaben kann man sogar getrost zum günstigen Kodak-Film von Aldi greifen: "Der ist zwar technisch nicht auf dem allerneuesten Stand, aber durchaus brauchbar." Wer allerdings eines der lichtstarken neueren Produkte wünscht, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. So kostet etwa ein 400er Film von Fuji mit 36 Aufnahmen rund elf Mark - für einen 800er der selben Länge müssen dann schon zwölf und für den lichtstärksten Film mit 1600 ISO rund 15 Mark auf den Tisch gelegt werden.

Tobias Wiethoff

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