zum Hauptinhalt

Gesundheit: Freie Weiterbildungs-Universität

Der Klett-Verlag gründet auf dem Campus Dahlem eine neue Hochschule für Berufstätige

Vor zwei Tagen hat die OECD kritisiert, dass Deutschland nicht genug für die Weiterbildung tut. Insbesondere wurden mehr Angebote auf Hochschulniveau gefordert. Am gestrigen Donnerstag nun verkündete Berlins Regierender Bürgermeister, dass in der Stadt eine Weiterbildungsuniversität gegründet wird. „Jetzt können wir hier in Berlin Antworten auf das Weiterbildungsproblem geben“, sagte Klaus Wowereit bei der Vorstellung der Pläne für die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW), die ab nächstem Jahr Masterstudiengänge anbieten wird.

Der Präsident der Freien Universität, Dieter Lenzen, und der Vorstandsvorsitzender des Klett-Verlages, Uwe Brinkmann, unterschrieben gestern die Gründungsvereinbarung der DUW. Die Weiterbildungsuni, die sich auch „Berlin University for Professional Studies“ nennt, ist vor allem auf Initiative des Klett-Verlages entstanden. Das Unternehmen unterhält bislang drei Fachhochschulen mit einem ähnlichen Angebot. „Gemeinsam mit der FU wollen wir jetzt den Einstieg in den universitären Bereich schaffen“, sagte Brinkmann. Für Berlin habe sich der Verlag aufgrund der Stärke des Wissenschaftsstandorts entschieden.

Die Klett-Gruppe plant mittelfristig Investitionen von rund fünf Millionen Euro. Die FU soll vor allem ihre wissenschaftliche Kompetenz einbringen. Zwar kündigte Dieter Lenzen bereits an, dass Lehrkräfte der FU die Erlaubnis zur Nebentätigkeit an der Weiterbildungsuniversität bekommen sollen. Grundsätzlich wird die DUW aber ihr eigenes wissenschaftliches Personal beschäftigen. Wie viele Stellen geschaffen werden, ist noch nicht klar. Ein Leiter für die DUW ist aber schon gefunden: Gründungsdirektor wird Klaus Hurrelmann, bisher Professor für Sozial- und Gesundheitswissenschaften in Bielefeld.

Staatliche Zuschüsse werde es für die DUW keine geben, betonte Lenzen. Die Uni soll sich über monatlich 400 bis 700 Euro Studiengebühren finanzieren. Die genaue Zahl der Studierenden, die aus ganz Europa kommen sollen, steht laut Uwe Brinkmann noch nicht fest. An den drei Fachhochschulen des Verlages studieren rund 6000 Studierende. Um eine ausreichende Nachfrage und damit die Rentabilität des Projekts macht sich Brinkmann keine Sorgen: „Ich gehöre zu der Sorte Verleger, die rechnen kann.“

Die ersten Studierenden erwartet die neue Uni ab dem Herbst nächsten Jahres, zuerst in drei Masterstudiengängen, die noch aus den fünf Bereichen Management, Gesundheit, Kommunikation, Bildung und Altern ausgewählt werden. Innerhalb von fünf Jahren will die DUW auf 13 Studiengänge aufstocken. Für die Vergabe von Mastertiteln braucht sie eine staatliche Anerkennung. Die liegt noch nicht vor, ist aber beantragt. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) ist sich sicher, „dass für die noch offenen Fragen Lösungen gefunden werden“.

Die künftigen Studierenden müssen schon einen Hochschulabschluss mitbringen. Das eigentlich Neue an der DUW ist aus Sicht des Verlages die Präsenzzeit. Diese soll deutlich höher ausfallen als die 15 bis 20 Tage pro Semester an den Fachhochschulen des Verlages, bei denen das Fernstudium dominiert.

Hat Berlin jetzt eine neue Uni? Die DUW ist ein spezialisiertes Angebot, das nicht den allgemeinen Bildungsanspruch einer Universität erhebt. Die DUW richte sich an Berufstätige und biete keine Master-Studiengänge an, die direkt auf den Bachelor-Abschluss aufbauen, erklärt Lenzen. „Wir wollen ja nicht unserem eigenen Angebot Konkurrenz machen.“ Auch Brinkmann betont den Dienstleistungscharakter der DUW – und spricht lieber von Kunden als von Studenten.

Simon Wolf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false