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Gesundheit: Gedränge unter den Städten Das Technikmuseum geht in den Untergrund

Katakomben, Grüfte, Kanäle – die Unterwelt vieler Großstädte ist unheimlich. Doch gleichzeitig wird sie lebensfreundlicher: Verspiegelte Rohre, die Sonnenlicht bündeln, beleuchten bereits manch unterirdisches Kaufhaus.

Katakomben, Grüfte, Kanäle – die Unterwelt vieler Großstädte ist unheimlich. Doch gleichzeitig wird sie lebensfreundlicher: Verspiegelte Rohre, die Sonnenlicht bündeln, beleuchten bereits manch unterirdisches Kaufhaus. So legen immer mehr Städte weite Teile ihrer Innenstadt unter die Erde, damit das öffentliche Leben während des langen Winters nicht schnee- und kältebedingt stockt. In Berlin wurden Teile des Stadtviertels Potsdamer Platz unter der Erdoberfläche gebaut. Die Versorgung verläuft unterirdisch über vierstöckige Zulieferstraßen, Lagerhallen und ein eigens wegen des hohen Stromverbrauchs in den Untergrund gelegtes Umspannwerk. Auf der Ausstellung „In die Tiefe gehen“, die derzeit im Deutschen Technikmuseum Berlin läuft, kann jedermann die Unterwelt erkunden.

Seit dem Mittelalter hat sich ein „Spinnennetz“ aus Gängen unter den Städten ausgebreitet – zunächst meist Fluchtwege oder Kanalisation. Schon Mitte des letzten Jahrhunderts wurde es langsam eng unter den Innenstädten. Straßen- und Bahntunnel, Parkplätze, Bahnhöfe, Lagerräume und neuerdings Kinos, Theater und Einkaufszentren füllen heute den Untergrund. Leitungen für Gas, Wasser, Telefon und Datenübertragung werden vermehrt in befahrbaren Tunneln untergebracht, um ihre Wartung zu erleichtern.

Die Ingenieure stehen dabei vor großen Herausforderungen: Um etwa Berlin unterirdisch zu vernetzen, mussten Keller versetzt, Grundwasserschichten durchquert und Bunker zerstört werden. In Wien blockierten bis zu 15 Meter tiefe Keller, die untereinander mit Gängen verbunden sind – Fluchtwege aus der Zeit der Türken-Belagerung im 16. Jahrhundert – den Weg für U-Bahntrassen oder Straßentunnel. Immer häufiger schicken die Ingenieure automatische Bohrer in den Untergrund, die sowohl zehn Zentimeter dünne Tunnel für Telefonleitungen als auch 15 Meter dicke Schneisen für Autotrassen graben können. In der Ausstellung im Technikmuseum steuern Besucher entsprechende Sonden in ein Bohrloch, füllen Erdgasspeicher und lauschen den Geräuschen aus der Tiefe.

Bis zum 30. Juni im Deutschen Technikmuseum Berlin. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 17:30 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 4,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

Axel Bojanowski

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