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Gesundheit: "Generationenvertrag ist aufgekündigt"

Studenten und Dekane der Charité im Streitgespräch: Studiengebühren, MitbestimmungVON ANNE STRODTMANN"Wir müssen uns wehren: Der Generationenvertrag ist aufgekündigt", sagte Rainer Wahls, studentischer Vertreter im Akademischen Senat der Humboldt-Universität in einer Podiumsdiskussion in der Charité am Donnerstag abend.Deswegen appellierte er auch an die Studenten, den Streik unbedingt bis zur Beratung der Ministerpräsidenten über die Zukunft des BAföG am 18.

Studenten und Dekane der Charité im Streitgespräch: Studiengebühren, MitbestimmungVON ANNE STRODTMANN"Wir müssen uns wehren: Der Generationenvertrag ist aufgekündigt", sagte Rainer Wahls, studentischer Vertreter im Akademischen Senat der Humboldt-Universität in einer Podiumsdiskussion in der Charité am Donnerstag abend.Deswegen appellierte er auch an die Studenten, den Streik unbedingt bis zur Beratung der Ministerpräsidenten über die Zukunft des BAföG am 18.Dezember fortzusetzen, selbst wenn es Ängste unter den Medizinstudenten gebe, daß sie nicht die nötigen Scheine für die Teilnahme an den Übungen bekämen.Dekan Manfred Dietel gab bekannt, daß er in einem Schreiben an die Professoren der Charité gebeten habe, die Abwesenheit von Studenten bei den Praktika und Übungen jetzt nicht als unentschuldigtes Fehlen zu vermerken. Zu der Diskussion über das Thema "Streik wofür?" hatten der Dekan der Medizinischen Fakultät Manfred Dietel und die drei Prodekane eingeladen.Die Studenten fühlten sich übergangen und warfen Dietel vor, ihre Wünsche zur Mitgestaltung der Diskussion abgeblockt zu haben.Trotzdem, so der Aufruf auf einem Handzettel, solle das Forum genutzt werden, "um zu sehen, in welchen Punkten die Dekane unsere Forderungen unterstützen".Die Studenten wollten von den Dekanen wissen, ob sie bereit seien, über Solidaritätserklärungen hinaus langfristig für Änderungen an der Universität zu sorgen. Vor allem forderten die Studenten mehr Mitbestimmung in den Gremien.Es müsse auch über die Effektivität dieser Gremien nachgedacht werden.In der jetzigen Form böten sie den Studierenden keine Möglichkeiten, in der Universität Veränderungen herbeizuführen.Professor Dietel erklärte dazu, daß die Gremien keine "Sabbelbuden" sein sollten - eine Rückkehr zu längst überholten Universitätsstrukturen dürfe es nicht geben.Daher sollten die Gremien nicht abgeschafft, sondern vielmehr stärker in die Verantwortung einbezogen werde.Beispielhaft nannte er dabei die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität, die als einzige in Deutschland die Verteilung der Mittel selbst verantworten könne. In einem waren Dekane und Studenten sich einig: daß sich die Bildungspolitik in einem katastrophalen Zustand befinde.Die Lage der Universitäten verschlechtere sich seit 15 Jahren kontinuierlich, erklärte Dietel.Zur Finanzierung der Hochschulen betonte Dietel einerseits, daß der Staat nicht aus seiner Verantwortung zu entlassen sei, daß aber andererseits Industrie und Banken viel stärker als bisher als Sponsoren für die Universitäten in Anspruch genommen werden sollten.Darüber hinaus sollten auch jene Eltern von Studierenden, die dazu in der Lage seien, über sozial abgefederte Studiengebühren ihren Teil dazu beitragen - ein Vorschlag, der von den Studenten mit heftigen Unmutsbekundungen quittiert wurde. Studiengebühren als Teil der Problemlösung zu betrachten, sei vielmehr ein "typischer Fall von geistiger Beschränktheit", wurde den Dekanen entgegengehalten.Deutschland sei "ein verdammt reiches Land, das verdammt wenig Geld für Bildung" ausgebe.

ANNE STRODTMANN

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