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Gesundheit: Großer Preis für kleine Katalysatoren

Die diesjährige Auszeichnung des Bundespräsidenten für Technik und Innovation geht an Enzymforscherinnen – mit 250 000 Euro hoch dotiert

Der Zukunftspreis – der mit 250 000 Euro dotierte Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation – geht in diesem Jahr an MariaRegina Kula und ihre Mitarbeiterin Martina Pohl von der Düsseldorfer Universität. Ausgezeichnet wird damit die Leistung bei der Entwicklung von Enzym-Verfahren für die Produktion etwa von Medikamenten. Am Dienstagnachmittag fiel die Entscheidung im Auswahlgremium, kurz vor der Feierstunde am Abend im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin, auf der Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn in Vertretung des erkrankten Bundespräsidenten Johannes Rau das Geheimnis lüftete.

Wie in jedem Herbst seit Einführung des Preises im Jahr 1997 hatte das mit elf hochrangigen Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft besetzte Gremium ursprünglich 60 Vorschläge von Institutionen zu sichten und vier Arbeiten in die nun erfolgte engere Prüfung zu nehmen.

Maria-Regina Kula und Martina Pohl gelang es, aus dem Hefepilz Candida boidini ein Enzym zu isolieren, das besonders vielseitig ist. Der Hintergrund: Viele Prozesse in der Chemie benötigen Katalysatoren, um Reaktionen anzustoßen oder zu beschleunigen. Der Vorteil liegt darin, dass diese Hilfssubstanzen den Ablauf ohne Veränderung verlassen. Sie können also sofort wieder ans Werk gehen. Bei Arbeiten an biowirksamen Stoffen – zum Beispiel für Arzneimittel – werden inzwischen immer häufiger Enzyme eingesetzt; also „sanfte“ Katalysatoren der Natur. Sie haben den Vorteil, die gewünschten Reaktionen wesentlich präziser hervorzurufen als anorganische Substanzen, weil sie genau zu ihrem Reaktionspartner passen.

Nur brauchen selbst solche Katalysator-Enzyme Hilfe in Gestalt von kleinen Molekülgruppen, Kofaktoren genannt. Diese jedoch verbrauchen sich beim chemischen Ablauf und sind nicht immer billig herzustellen. Und das verringert die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens, stellt seine Anwendung in Frage. Gesucht war also eine schnelle und billige Weise, jenen Helfer zu regenerieren. Und genau das kann die von Kuhla und Pohl entwickelte Formiatdehydrogenase.

Aber auch die Arbeit der anderen Forscher ist herausragend: Bernd Ohnesorge und seine Mitarbeiter von Siemens Medical Solutions schafften es, die Computertomografie auch für die Diagnostik von Menschen einsetzbar zu machen, die von Herzinfarkten bedroht sind. Hierbei braucht kein Eingriff mehr in den Körper des Patienten stattzufinden, bisher waren ein Katheter und Kontrastmittel notwendig.

Jürgen Trost und seine Mitarbeiter bei DaimlerChrysler schufen ein ,,vorausschauendes Notbremssystem für Nutzfahrzeuge", das den Fahrer in gefährlich werdenden Situationen erst warnt und dann eingreift. Die Technik hat sich in einer Million Testkilometer bewährt. Und Rudolf Schwarte von der Universität Gesamthochschule Siegen entwickelte mit seinen Mitarbeitern einen einfach herzustellenden kleinen Photonen-Mischdetektor, der gleichzeitig Objekte und ihre Tiefenstruktur erfassen kann. Das ist zum Beispiel interessant für die Steuerung von Airbags.

Der Zukunftspreis wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft finanziert. Die Auszeichnung soll hervorragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovationen hervorheben, der Öffentlichkeit die in Deutschland vorhandenen wissenschaftlichen und technischen Potenziale zeigen, ein technikfreundliches Klima schaffen. Der Preis soll aber auch den Zusammenhang zwischen der Entwicklung technisch hochwertiger Produkte und dem Entstehen neuer, qualifizierter Arbeitsplätze darstellen. Eine Aufgabe, der gerade in dieser Zeit eine immense Bedeutung zukommt. gih

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