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Gesundheit: Hallo! Ist da jemand?

Ein größeres Ohr ward bislang niemandem geliehen.Die SETI-Jünger sitzen vor dem weltgrößten Radioteleskop, der 300-Meter-Antenne von Arecibo auf Puerto Rico, und horchen ins All hinaus.

Ein größeres Ohr ward bislang niemandem geliehen.Die SETI-Jünger sitzen vor dem weltgrößten Radioteleskop, der 300-Meter-Antenne von Arecibo auf Puerto Rico, und horchen ins All hinaus.Sie warten geduldig darauf, irgendwann einmal eine Funkbotschaft oder ein Radiosignal von Außerirdischen zu vernehmen.Denn, so ihr Gedanke: Wenn es noch sonstwo im All intelligentes Leben gibt, dann müssen die Wesen auch miteinander kommunizieren.

Man müßte sie folglich belauschen können.Und vielleicht wollen sie sogar mit uns Verbindung aufnehmen.Deshalb schickt man hin und wieder auch irdische Botschaften hinaus in den Weltraum - wohl wissend, daß die Reichweite solcher Nachrichten äußerst gering ist, eine Antwort erst in vielen 100 bis 10 000 Jahren zu erwarten wäre, und völlig im unklaren darüber, was die Folgen einer vermeintlichen Kontaktaufnahme mit einer fremden Zivilisation sein könnten.

Die Ohrmuschel mit 300 Metern Durchmesser indessen füllt ein ganzes Tal.Das klingt gewaltig.Aber das Ohr ist immer noch nicht groß genug.Es hört nichts, zumindest nichts Verdächtiges.Die kosmische Stille wird allerdings regelmäßig durch die Rufe jener Astronomen unterbrochen, deren täglich Brot vermeintlich unspektakuläre Himmelsdurchmusterungen sind.Sie möchten das riesige Radioteleskop möglichst oft dafür benutzen, Objekte wie exotische Galaxien oder Sterne zu beobachten und etwas über ihren Aufbau zu erfahren.

Wer nun glaubt, die SETI-Horchaktion (Search for ExtraTerrestrial Intelligence) würde wegen ausbleibenden Erfolges sämtlicher bisheriger Projekte - von Ozma im Jahre 1960 bis hin zu den gegenwärtigen Projekten Phoenix, Serendip und Beta - mir nichts, dir nichts abgebrochen, der irrt.Im Gegenteil.In wenigen Jahren wird SETI möglicherweise sogar tausend Ohren haben.Vier Meter groß soll jede dieser Antennen sein, wenn es nach dem jüngsten Vorschlag von Astronomen der Universität von Kalifornien in Berkeley ginge.Die tausend Radioteleskope sollten zunächst die Regionen um tausend verschiedene Sterne abhorchen, meinen Forscher um Jack Welch.Später solle die Suche nach Signalen Außerirdischer dann auf weitaus mehr Objekte ausgedehnt werden.

Das über Jahrzehnte staatlich geförderte SETI-Programm beruht nicht auf den Überzeugungen einiger weniger Science-fiction-Anhänger.Zumindest der Glaube an fremde Zivilisationen im Weltraum ist heute weiter verbreitet denn je.Doch Märchenländer wie das der Prinzessin von Oz werden wohl noch lange im Verborgenen bleiben.

Nicht einmal Himmelskörper, auf denen es solche Länder geben könnte, sind uns bislang bekannt.Unsere technischen Möglichkeiten, inmitten Abermilliarden heller, heißer, unbewohnbarer Sterne auch nur einen kleinen, lebensfreundlichen, dunklen Planeten zu finden, sind nach wie vor bescheiden.Die Astronomen konnten selbst mit den besten dafür zur Verfügung stehenden Teleskopen bislang keinen erdähnlichen Planeten außerhalb des Sonnensystems ins Visier nehmen.

Trotzdem bescherten die vergangenen Jahre den Planetensuchern einen Erfolg nach dem anderen.Sie konnten zwar keine Planeten sehen, aber sie konnten indirekt auf deren Existenz schließen.

Die erste derartige Entdeckung machten im Jahre 1995 die Schweizer Didier Queloz und Michel Mayor.Seither haben Forscher rund zwei Dutzend Planeten ausfindig machen können, die ferne Sonnen umkreisen.Erst vor wenigen Wochen verkündeten die in dieser Hinsicht überaus erfolgreichen Amerikaner Geoffrey Marcy und Paul Butler die Entdeckung des ersten Planetensystems: Sie verfolgten die Spuren gleich dreier Himmelskörper, die allesamt den Stern Upsilon Andromedae umschwirren.

Die meisten der bisher registrierten Planeten kreisen in nur wenigen Tagen auf einer sehr engen Umlaufbahn um ihren Mutterstern.Sie sind überdies riesig: Neben dem Trabanten von 70 Virginis zum Beispiel erscheint selbst Jupiter als Winzling.Das heißt nicht, daß es in fernen Sonnensystemen nur gigantische Gasplaneten gibt.Aber genau diese sind mit unseren Mitteln am besten zu erkennen und den Astronomen daher als erste ins Auge gefallen.

Michel Mayor und Didier Queloz zum Beispiel stellten bei den Aufnahmen des Sterns 51 Pegasi fest, daß dieser periodisch hin und her pendelte.Auch unsere Sonne wackelt wegen des Jupitereinflusses hin und her - allerdings nur ein bißchen.Ein sehr großer und sehr naher Begleiter wie der von 51 Pegasi aber bringt einen Stern aufgrund der Schwerkraftwirkung gehörig ins Taumeln.Die Forscher waren sich sicher, anhand der periodischen Veränderungen im Lichtspektrum des Sterns auf einen Planeten schließen zu können, der 51 Pegasi in 4,2 Tagen einmal umkreist.Was wiederum eine große Nähe zum Stern und Temperaturen von mehr als 1000 Grad auf der Oberfläche des Gasriesen vermuten ließ.

Ein Planet kann sich aber auch auf andere Art und Weise bemerkbar machen als in der oben beschriebenen.Er kann den Stern zum Beispiel immer wieder dann verdecken, wenn er sich genau in die Sichtlinie zwischen der Erde und dem beobachteten Stern schiebt.Für die Dauer der Bedeckung ist die Helligkeit des Sterns dann geringer als vorher und nachher.Doch muß ein Astronom wohl großes Glück haben, um Zeuge einer solchen Bedeckung zu werden.

Es gibt freilich noch weitere Möglichkeiten der Planetensuche, etwa den Mikrogravitationslinseneffekt, auch Microlensing genannt.Mit dieser Methode glaubte der neuseeländische Astronom Ian Bond Anfang dieses Jahres in einer Entfernung von rund 30 000 Lichtjahren einen Planeten gefunden zu haben, der etwa so groß ist wie die Erde.Bonds Angaben zufolge hat der Planet zudem einen ähnlichen Abstand von seinem Mutterstern wie die Erde von der Sonne.

Das Verfahren beruht darauf, daß die Helligkeit eines weit entfernten Hintergrundsterns - der mit dem Planeten überhaupt nichts zu tun hat - immer wieder gemessen wird, wie Joachim Wambsganß vom Astrophysikalischen Institut Postdam erläutert.Nahe an der Sichtlinie zwischen der Erde und diesem Hintergrundstern läuft nun ein zweiter Stern entlang.Er verdeckt den Hintergrundstern nicht ganz, aber er lenkt die von ihm ausgesandten Lichtstrahlen beim nahen Vorbeiflug ab.Ist der Stern sehr massiv und die Ablenkung der Lichtstrahlen folglich stark genug, dann wirkt er ähnlich wie eine Sammellinse: Das Licht wird durch ihn verstärkt.

Die Forscher können dank dieses Effektes feststellen, ob der als Linse wirkende Stern einen kleinen Begleiter hat oder nicht.Denn die auf der Erde beobachtete Lichtkurve wird unsymmetrisch, wenn die Linse aus zwei Objekten besteht.

"Mit Hilfe des Microlensing können Planeten um Sterne nachgewiesen werden, die Tausende von Lichtjahren von uns entfernt sind", sagt Wambsganß.Auch solche, die lediglich so groß seien wie die Erde - und das ist gegenwärtig mit keiner anderen Methode möglich.

Die Abweichungen in der Lichtkurve sind beim Microlensing allerdings sehr schwer zu bestimmen, die Messungen zudem nicht wiederholbar.Bonds Ergebnisse zum Beispiel lassen noch keine eindeutigen Schlüsse zu.Eine zweite Erde harrt daher noch immer ihrer Entdeckung.

"Aber mit der Methode wird man in den kommenden Jahren bestimmt erdähnliche Planeten finden", prophezeit Wambsganß.Und dann werden die SETI-Lauscher ihre bis dahin vielleicht tausend Löffel immerhin in eine wohlgewählte Richtung halten können, um die für sie wohl einzig wichtige Frage beantworten zu können: Ist da jemand?

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