zum Hauptinhalt

Gesundheit: HdK-Studierende machen den Forschungsreaktor interessierten Laien verständlich

Die Weltausstellung Expo 2000 kommt im nächsten Sommer auch nach Berlin. Auf dem Campus in Berlin-Buch soll ein externer Biotech-Pavillion für die Weltausstellung eingerichtet werden, in dem die "Proteinstrukturfabrik" präsentiert wird.

Die Weltausstellung Expo 2000 kommt im nächsten Sommer auch nach Berlin. Auf dem Campus in Berlin-Buch soll ein externer Biotech-Pavillion für die Weltausstellung eingerichtet werden, in dem die "Proteinstrukturfabrik" präsentiert wird. Dieses Projekt ist ein ungewöhnlicher Zusammenschluss von Forschern der Biomedizin mit HdK-Studenten. Sechs Studierende des Fachbereichs Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation wollen den Besuchern der Expo 2000 die Biomedizin im Rahmen ihrer Diplomarbeiten allgemeinverständlich vermitteln. Den HdK-Studenten geht es darum, über Möglichkeiten, Chancen und Risiken biotechnologischen Arbeitens zu informieren.

Dazu müssen sie sich zunächst einmal über die Arbeit der Wissenschaftler klar werden. Die Forscher aus Arbeitsgruppen der Berliner Universitäten, verschiedenen Forschungseinrichtungen und kleineren und mittleren Biotechnologiefirmen haben sich die Strukturaufklärung wichtiger Proteine zum Ziel gesetzt. "Wir wollen Proteine aus dem humanen Genomprojekt untersuchen und sehen, welche von ihnen medizinisch interessant sein könnten", erzählt Gerd Illing, Geschäftsführer der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Leitprojekt ausgerufenen "Proteinstrukturfabrik".

Um die Struktur von Proteinen aufklären zu können, wird die 200 Millionen Mark teure, 1998 neu in Betrieb genommene Synchrotron-Strahlungsquelle BESSY II in Adlershof eingesetzt. Diese spezielle Lichtquelle ist notwendig, um aus eindimensionalen Aminosäuresequenzen dreidimensionale Proteinstrukturen zu erhalten. Mit Hilfe der räumlichen Anordnung der Moleküle ist es möglich, Informationen über Bereiche einer Struktur zu erhalten, an denen andere Biomoleküle, wie Viren oder Rezeptoren, andocken können. Sind solche Orte bekannt, können Medikamente entwickelt werden, die Wege in der Zelle blockieren und den Ausbruch von Krankheiten verhindern.

Bis es soweit ist, werden jedoch noch einige Monate vergehen. Bevor die ersten Kristalle ins Synchrotron-Licht gehalten werden können, muss erst das Strahlrohr aufgebaut werden. Über dieses Rohr gelangt das gebündelte Licht aus dem Speicherring zu der Experimentierstation und kann dann spezifisch eingesetzt werden. Der Speicherring ist ein luftleerer Kanal innerhalb des Synchrotrons, in dem die Elektronen über mehrere Stunden, bis sie eine Stromstärke von 0,4 Ampère erreicht haben, nahezu mit Lichtgeschwindigkeit kreisen.

Auch die HdK-Studenten benötigen diese Zeit, um ihr umfangreiches Konzept in die Tat umsetzen zu können. Um dem Besucher der Ausstellung die komplizierten Zusammenhänge der Biomedizin verständlicher zu machen, ist eine multimediale Ausstellung geplant. So wollen die Studierenden einen Film drehen, der die Frage beantwortet: Wie erhält man Schritt für Schritt die dreidimensionale Struktur eines Proteins aus der bloßen Aminosäuresequenz? In interaktiven Räumen wollen sie räumliche Modelle der Proteinstrukturen an die Wand projizieren. Mit Hilfe des Computers ist es dann möglich, die 3D-Modelle in alle Richtungen zu drehen und bestimmte Bereiche bunt einzufärben, um einen besseren Überblick über das Modell zu bekommen. In einem anderen interaktiven Raum soll das Drug Design vorgestellt werden, damit auch die Anwendung der Forschung nicht zu kurz kommt. Der Besucher erfährt so, wie neue Medikamente designt werden können.

Außer der "Proteinstrukturfabrik" soll ein zweiter, ebenfalls in Buch angesiedelter Biotech-Pavillion die Expo 2000 vervollständigen. "Das Gläserne Labor" wird die Besucher über Chancen und Gefahren der Gentechnik aufklären. Eine Ausstellung informiert über die Grundbegriffe der Gentechnik. Da das "Gläserne Labor" Transparenz vermitteln soll, können hier Schulen oder andere Gruppen selbstständig molekularbiologische Versuche durchführen. So kann man z. B. unter Anleitung die Erbsubstanz (DNA) einer Tomate isolieren oder sich über kriminalistische Methoden wie den genetischen Fingerabdruck informieren.

So hat der Besucher der Weltausstellung in Berlin die Möglichkeit, sich mit zukunftsweisenden Technologien auseinanderzusetzen und sie sogar auch zu verstehen.

Claudia Kurreck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false