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Gesundheit: Hirnschwamm: Schnellkopierer für Prionen

Bisher können übertragbare schwammartige Hirnleiden wie Scrapie beim Schaf, BSE beim Rind und die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen zuverlässig nur nach dem Tod bei einer Untersuchung des Hirngewebes festgestellt werden. Im Nervengewebe der Opfer findet man charakteristisch gefaltete Eiweißmoleküle, für die der Name "Prionen" geprägt wurde.

Bisher können übertragbare schwammartige Hirnleiden wie Scrapie beim Schaf, BSE beim Rind und die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen zuverlässig nur nach dem Tod bei einer Untersuchung des Hirngewebes festgestellt werden. Im Nervengewebe der Opfer findet man charakteristisch gefaltete Eiweißmoleküle, für die der Name "Prionen" geprägt wurde. "Prionen" gelten als Verursacher des Hirnschwamms. Jetzt hat das Genfer Pharmaunternehmen Serono eine Art Schnellkopierer für Prionen entwickelt. Das Verfahren erlaubt den Nachweis selbst geringer Prion-Mengen und zudem das Herstellen großer Mengen an infektiösem Eiweiß, etwa für Forschungszwecke. Beides war bisher nicht möglich.

Wie Mitarbeiter des Unternehmens im Fachblatt "Nature" berichten, ähnelt das Verfahren ein wenig der heute alltäglichen Polymerase-Kettenreaktion PCR, mit der Erbsubstanz künstlich vermehrt wird. Mit der neuen Methode namens PMCA wird zunächst eine kleine Menge an Prionproteinen mit gesundem Hirngewebe vermischt und bebrütet. Während dieser Zeit gelingt es offenbar den abnorm gefalteten Prion-Eiweißen, ihre Form noch intakten Proteinen der gleichen Art "aufzuprägen". Danach werden die Eiweiß-Komplexe mit Ultraschall aufgebrochen, und ein neuer Zyklus beginnt. Dieser wird erneut mit Ultraschall unterbrochen. Jedesmal wird die Menge der infektiösen Partikel erheblich vermehrt.

Auf diese Weise gelingt es den Serono-Forschern, einen Prionen-Befall wie mit dem Zeitraffer zu imitieren. "Einige Jahre Lebenszeit werden damit auf wenige Stunden im Labor zusammengepresst", sagt der Serono-Mitarbeiter Silvano Fumero.

Der von Serono entwickelte Schnellkopierer für Prionen könnte auch die Grundlage für einen neuen Test werden. Denn man nimmt an, dass winzige, bisher nicht nachweisbare Mengen an Prionproteinen auch im Blut kreisen. Wenn es nun gelingen würde, diese Eiweißspuren so stark zu vermehren, dass sie die Nachweisschwelle überschreiten, wäre ein echter "Bluttest" auf BSE oder Creutzfeldt-Jakob denkbar.

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