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Gesundheit: Hochschulstandort Berlin: 85 000 Plätze als Untergrenze - Politiker wünschen mehr, streiten aber über die Finanzierung

Noch sind sich die Parteien in einigen Punkten der künftigen Hochschulpolitik in Berlin weitgehend einig: Als es gestern im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses um eine erste Einschätzung der Frage ging, was aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu den Berliner Hochschulen politisch zu machen ist, zeigte sich quer durch alle Parteien in einem zentralen Punkt Übereinstimmung: Alle wollen an den 85 000 Studienplätzen in der Stadt festhalten, weil das der Wissenschaftsrat zur Bedingung gemacht hat, um eine angemessene Mischung von Landeskindern aus der Region, Ausländern und Studenten aus anderen Teilen Deutschland zu ermöglichen.Während die PDS bezweifelt, ob diese Studienplätze wirklich finanziell schon abgesichert seien, wollen CDU und SPD noch mehr.

Noch sind sich die Parteien in einigen Punkten der künftigen Hochschulpolitik in Berlin weitgehend einig: Als es gestern im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses um eine erste Einschätzung der Frage ging, was aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu den Berliner Hochschulen politisch zu machen ist, zeigte sich quer durch alle Parteien in einem zentralen Punkt Übereinstimmung: Alle wollen an den 85 000 Studienplätzen in der Stadt festhalten, weil das der Wissenschaftsrat zur Bedingung gemacht hat, um eine angemessene Mischung von Landeskindern aus der Region, Ausländern und Studenten aus anderen Teilen Deutschland zu ermöglichen.

Während die PDS bezweifelt, ob diese Studienplätze wirklich finanziell schon abgesichert seien, wollen CDU und SPD noch mehr. Monika Grütters von der CDU sprach von 85 000 Studienplätzen als "absoluter Untergrenze" - längerfristig müsse es um eine Erhöhung dieser Studienplätze gehen. Diese Erhöhung schwebt ihr vor allem durch eine effizientere Organisation des Studiums vor. Auf dieser Linie liegt auch Wissenschaftssenator Christoph Stölzl, der die Chance für die neuen Studiengänge mit dem Bachelor- und Masterabschluss als Beitrag zur Studienreform nutzen will. Solange in Deutschland nur auf einen Abschluss am Ende des Studiums, sei es nun das Diplom, das Staatsexamen oder der Magister, hin orientiert wird, werden die Studienzeiten nicht kürzer, meinte der Senator. Erst wenn es zu gestuften Studienabschlüssen kommt und damit die Masse der Studenten die Chance erhält, nach dem Bachelor in den Beruf zu wechseln, werden sich die Qulifikationszeiten verändern.

Auch der SPD geht es um die 85 000 Studienplätze als Mindestzahl. Wenn man darüber hinaus weitere Studienplätze in der Stadt sichern wolle, sollten die Fachhochschulen entsprechend den Vorschlägen des Wissenschaftsrats stärker ausgebaut werden. Die Gelder hierzu könnten durch Umschichtungen aus der Hochschulmedizin gewonnen werden, schlug der hochschulpolitische Sprecher Peter Schuster vor. An diese Seite der Finanzierung auf Kosten der Hochschulmedizin denkt die CDU dagegen nicht.

Zwar plädiert Stölzl für die Aufwertung der Fachhochschulen. Doch diese durch eine Verlagerung der Grundschullehrerbildung in die Wege zu leiten - dieser Anregung steht er eher skeptisch gegenüber. Es sei ein großer Fortschritt, dass die Lehrerbildung in Deutschland in ihrer gesamten Breite wissenschaftlich gestaltet und damit im Vergleich zum Ausland aufgewertet wurde. Diese Orientierung dürfe nicht aufgegeben werden.

Für die Grünen bezweifelte der Abgeordnete Bernhard Weinschütz, ob die Anregung des Wissenschaftsrats wirklich sinnvoll sei, die Lehrerbildung an der Technischen Universität weitgehend auf die Heranbildung des Berufsschullehrernachwuchses zu beschränken. Schon jetzt reiche die Zahl der Studienanfänger in Berlin nicht aus, um dem künftigen jährlichen Bedarf an Lehrern zu genügen. Dieser Bedarf werde von jetzt 800 auf bald über 1000 Lehrer steigen, dem stünden zur Zeit 1300 Studienanfänger für den Lehrerberuf gegenüber, von denen ein Drittel das Studium abbreche. Dadurch seien tatsächlich für den Lehrernachwuchs in Berlin nur 650 Studenten pro Jahr zu erwarten.

SPD, CDU und auch der Wissenschaftssenator wollen erst die Erfahrungen auswerten, die mit den Kuratorien neuer Art in Berlin gemacht worden sind, bevor sie sich entscheiden, in welcher Form sie die Anregung des Wissenschaftsrats aufgreifen wollen, Hochschulräte nach dem Vorbild Baden-Württembergs oder Bayerns auch in Berlin einzuführen. De facto sind ja die Kuratorien neuer Art mit dem dominierenden Einfluss von Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, Wissenschaft und dem öffentlichen Leben bereits Hochschulräte. Skeptisch zeigte sich sowohl die CDU als auch der Senator über die Zahl der notwendigen Persönlichkeiten, die künftig für ein Engagement in den Hochschulen gewonnen werden müssen, wenn es an jeder Hochschule in Berlin zur Bildung von Hochschulräten kommen sollte: das wären 170.

Hinsichtlich der Regionalinstitute für Osteuropa, Lateinamerika,Frankreich, USA und Großbritannien, denen der Wissenschaftsrat zum Teil sehr skeptisch gegenübersteht, zeichnet sich eine politische Lösung ab. Selbst wenn ihr wissenschaftlicher Ertrag nicht so hoch sei, wie erhofft, seien sie in einer weltoffenen Hauptstadt wie Berlin für die Politikberatung notwendig.

Uwe Schlicht

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