zum Hauptinhalt

Gesundheit: Ist da jemand?

Es dauert nicht mehr lange, bis sich die Außerirdischen melden, sagt Frank Drake

Professor Drake, seit 45 Jahren suchen Sie im „Seti“Projekt nach Signalen von Außerirdischen – bislang ohne Erfolg. Warum schweigt die Galaxis?

Wir sollten aus unserer Suche nicht den Schluss ziehen, dass die Galaxis schweigt. Wir haben erst einen kleinen Teil aller Sterne und einen kleinen Bereich des Radiospektrums untersucht. Und selbst das jeweils nur für wenige Minuten – viel zu wenig, um ein kurzzeitiges Signal zu entdecken. Wir haben gerade erst angefangen zu suchen.

Aber würde eine an Kommunikation interessierte Zivilisation es uns nicht einfacher machen, ihre Signale zu entdecken?

Warum sollten Sie? Wir müssen uns unsere Mitgliedschaft in der galaktischen Gesellschaft vielleicht erst verdienen.

Es gab ja durchaus einige unerklärliche Dinge, wie etwa das berühmte „Wow“-Signal aus dem Jahr 1977. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines davon ein echtes außerirdisches Signal ist?

Sehr klein. Wir registrieren ständig solche „Kandidaten“-Signale. Doch alle Versuche, sie ein zweites Mal nachzuweisen, sind fehlgeschlagen. Und wenn die Identifikation eines solchen Signals möglich war, hat sich bislang stets gezeigt, dass es menschlichen Ursprungs war.

Vor mehr als 40 Jahren haben Sie Ihre „Drake-Formel“ zur Berechnung der Zahl der Zivilisationen in der Milchstraße aufgestellt. Haben die Entdeckungen der letzten Jahrzehnte ihre Erwartung verändert?

Nein, überhaupt nicht. Alles, was wir in dieser Zeit gelernt haben, hat eigentlich unsere früheren Annahmen bestätigt. Und der unsicherste Faktor in meiner Gleichung ist die Lebensdauer einer technischen Zivilisation geblieben.

Die Astrobiologen Peter Ward und Donald Brownlee argumentieren, komplexes Leben sei eine Ausnahme im Kosmos. Demnach könnten wir die erste Zivilisation in der Galaxis sein. Glauben auch Sie, dass höheres Leben nur entsteht, wenn viele Bedingungen zusammentreffen?

Nein, ich halte das für völlig falsch. Ward und Brownlee übersehen völlig, dass die Biologie anpassungsfähig ist. Lebensformen passen sich an Situationen an, die als Hindernisse für die Evolution angesehen werden und bilden dadurch noch komplexere Formen.

Glauben Sie, dass Intelligenz eine notwendige Folge des Auftauchens komplexer Lebensformen ist?

Ja, denn die Fossilien belegen ein stetiges Anwachsen des Gehirns relativ zur Körpergröße. Das Gehirn erreicht schließlich eine Größe, die Bewusstsein und Kommunikation komplexer Information ermöglicht. Damit haben wir Intelligenz.

Die Dinosaurier haben allerdings Millionen von Jahren die Erde beherrscht, ohne intelligent zu sein.

Es gab mehrere Dinosaurierarten, die relativ große Gehirne hatten. Einige liefen sogar auf zwei Füßen und hatten Greifhände. Wenn sie nicht durch einen Asteroideneinschlag ausgestorben wären, wären sie vielleicht wie wir geworden.

Wenn intelligentes Leben häufig ist, stellt sich aber die Frage: Wo ist es? Sollte nicht die erste Zivilisation dann schon vor Jahrmilliarden entstanden sein und inzwischen die ganze Galaxis mit ihren Artefakten gepflastert haben?

Ich glaube nicht, dass Zivilisationen eine Kolonisierung der Galaxis betreiben würden. Die Kosten sind einfach zu groß. Es wäre viel billiger, Kolonien in ihrem eigenen Sonnensystem aufzubauen.

Sie halten nach Radiosignalen oder optischen Signalen Ausschau. Ist das nicht ein wenig, als ob Steinzeitmenschen auf Rauchsignale vom Mond warten? Außerirdische, die uns auch nur um 1000 Jahre voraus sind, nutzen doch vermutlich ganz andere Kommunikationsmittel.

Aber wir kennen keine besseren Methoden zur Kommunikation über große Entfernungen. Ja, vielleicht gibt es Methoden, die wir noch nicht entdeckt haben. Aber wir können dann natürlich auch nicht wissen, wie wir nach solchen Signalen suchen sollen!

Der Science-fiction-Schriftsteller Arthur C. Clarke bemerkte einst, die Technik jeder weit fortgeschrittenen Zivilisation wäre für uns nicht von Magie zu unterscheiden. Wie also können wir überhaupt Produkte einer Zivilisation erkennen, die uns um Millionen oder gar um Milliarden von Jahren voraus ist?

Es gibt einige Aspekte künstlicher Signale, die wohl immer gültig sind: geringe Bandbreite, Polarisation, eine periodische Modulation. Und natürlich könnte man nach ungewöhnlichen astronomischen Phänomenen künstlichen Ursprungs Ausschau halten. Bislang gibt es aber keine Beobachtungen, die auf das Werk Außerirdischer hindeuten.

Warum sollte eine weit fortgeschrittene Zivilisation überhaupt daran interessiert sein, mit uns zu kommunizieren?

Vielleicht sind sie tatsächlich nicht an Kommunikation interessiert – aber daran, uns zu untersuchen. So wie wir die Untersuchung von Insekten interessant finden.

Eine erschreckende Vorstellung. Wie Mäuse in Tierexperimenten würden wir vielleicht gar nicht bemerken, dass die Außerirdischen uns erforschen.

Dass ist die Zoo-Hypothese. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass die Außerirdischen völlig unentdeckt bleiben.

Einige Forscher fordern, nicht nur nach Signalen zu lauschen, sondern selbst aktiv zu senden. Ist das nicht etwas gefährlich, da wir doch nichts über die Motive und Moralvorstellungen Außerirdischer wissen?

Vielleicht. Aber es ist ohnehin zu spät. Durch unsere Fernsehsender haben wir unsere Existenz seit langem verraten. Wir können also ruhig auch eine Botschaft der Freundschaft ausstrahlen.

Wenn Sie sich die Geschichte von Steinzeit-Völkern anschauen, die mit der modernen Zivilisation in Kontakt kamen, machen Sie sich dann keine Sorgen über die Folgen eines möglichen Kontakts mit Außerirdischen?

Nein, das ist kein Problem in der Galaxis. Die Entfernungen sind so groß, dass Eroberung einfach sinnlos wäre.

Und wann rechnen Sie mit dem ersten Kontakt?

In etwa 20 Jahren. Irgendwo im Band der Milchstraße, wahrscheinlich nahe dem galaktischen Zentrum, werden wir auf eine Zivilisation stoßen.

Das Gespräch führte Rainer Kayser.

Frank Drake ist Astronom und sucht seit 45 Jahren nach Spuren außerirdischer Intelligenz. Er ist die treibende Kraft des „Seti“-Projekts. Der Amerikaner wird am 28. Mai 75 Jahre alt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false