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Gesundheit: Kernfusion im Becherglas funktioniert doch nicht

Die einfach erscheinende Methode, im Becherglas Kernfusion zu betreiben, funktioniert offenbar nicht. Das haben jetzt Berechnungen von US-Forschern ergeben.

Die einfach erscheinende Methode, im Becherglas Kernfusion zu betreiben, funktioniert offenbar nicht. Das haben jetzt Berechnungen von US-Forschern ergeben. Ihre Arbeit ist in der aktuellen Ausgabe des britischen Fachmagazins „Nature" (Band 418, Seiten 394-397) veröffentlicht.

In einem Aufsehen erregenden Artikel, der Anfang März 2002 in der amerikanischen Fachzeitschrift „Science“ erschienen war, hatte Rusi Taleyarkan (Oak Ridge National Laboratory, Tennessee) von einer geglückten Kernfusion berichtet. Der Physiker hatte einen Neutronenstrahl auf Aceton, eine organische Flüssigkeit, gelenkt und dabei Gasblasen erzeugt. Die mit Ultraschall in Schwingung versetzten Blasen dehnten sich aus und fielen unter Aussendung von Lichtblitzen wieder in sich zusammen.

Bei dieser „akustischen Kavitation" wird die Energie in der heißen Blase auf einen winzigen Punkt konzentriert. Atome von schwerem Wasserstoff (Deuterium mit einem Neutron und einem Proton im Kern) sollen sich - so Taleyarkan - dabei so weit genähert haben, dass es zu einer Fusion gekommen sei. Als Erfolgsnachweis diente die Zahl gemessener Neutronen und Tritiumatome (radioaktives Wasserstoffisotop mit zwei Neutronen und einem Proton im Kern).

Das Experiment war bereits vor der Veröffentlichung umstritten. Kollegen der Autoren hatten bei einer Überprüfung die Ergebnisse nicht bestätigen können. „Nature“ habe die Veröffentlichung des Taleyarkan-Manuskripts abgelehnt, wurde gemutmaßt. Die Rechtfertigung für ein mögliches negatives Votum liefert die britische Zeitschrift jetzt nach. Die Forscher Kenneth S. Suslick und Yuri T. Didenko (Universität von Illinois in Urbana-Champaign) überprüften die in der Gasblase ablaufenden chemischen Reaktionen und bestimmten die Menge der gebildeten Photonen, Atome und Ionen.

Die Rechnungen lassen bezweifeln, dass es im verdichteten, auf Millionen von Grad aufgeheizten Inneren einer kollabierenden Gasblase zu einer Kernfusion kommen könne. Dies schreibt auch der deutsche Physiker Detlef Lohse, Professor an der niederländischen Universität Twente in Enschede, in einem begleitenden Kommentar in „Nature“ (Seiten 381 – 383). Paul Janositz

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