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Gesundheit: Kiefer-Orthopädie: Transparentes Korsett für die Zähne

Auf der Leinwand, in der Romanverfilmung von Vladimir Nabokovs "Lolita", ist die herausnehmbare Zahnspange der jungen Heldin sexy. Doch seither hat sich bei der Korrektur von Zahnfehlstellungen viel geändert, der medizinische Fortschritt hat den Zahnspangen jeglichen Sex-Appeal genommen.

Auf der Leinwand, in der Romanverfilmung von Vladimir Nabokovs "Lolita", ist die herausnehmbare Zahnspange der jungen Heldin sexy. Doch seither hat sich bei der Korrektur von Zahnfehlstellungen viel geändert, der medizinische Fortschritt hat den Zahnspangen jeglichen Sex-Appeal genommen.

Die meisten Spangen werden heute an den schiefen Zähen festgeklebt - und gerade Erwachsene oder ältere Jugendliche stören sich an den monströsen Metallapparaturen, die außerdem die Mundhygiene erschweren. Am Mittwoch wurde eine Neuerung vorgestellt, die ihnen Erleichterung verspricht: die "unsichtbare Zahnspange", die ihre deutsche Premiere seit Mai im Rahmen einer Studie in der kieferorthopädischen Abteilung der Berliner Charité erlebt und nun auch in den Praxen von 1200 deutschen Kieferorthopäden Einzug halten soll. Die unsichtbare Zahnspange ist nicht unsichtbar, aber fast: eine transparente Plastikschiene, die die fehlstehenden Zähne in die gewünschte Position drückt.

Voraussetzung für ihren Einsatz im Mund ist, wie der Leiter der testenden Charité-Abteilung, Professor Rainer-Reginald Miethke, erklärt, ein dreidimensionales Computermodell, das die gewünschte Veränderung der Zahnstellung mit allen Zwischenschritten simuliert. Es wird aus den Informationen, die der Silikonabdruck, die Röntgenbilder und Fotos der Kiefer liefern, von der Firma Align Technology im kalifornischen Silicon Valley erstellt. Zahnarzt und Patient wird das Modell dann per Internet auf den Bildschirm geschickt. Für jede der insgesamt etwa 20 bis 50 Therapie-Etappen wird anschließend eine eigene Zahnspange hergestellt. Der Patient muss diese fortan im 14-tägigen Rhythmus wechseln.

Die Schienen, die nur zum Essen und Zähneputzen herausgenommen werden und sich in den USA bisher an 30 000 Trägern bewährt haben, sind nur für Menschen geeignet, deren Kieferwachstum und Zahndurchbruch abgeschlossen ist. Mit 5000 bis 9000 Mark sind sie etwa so teuer wie die bisherigen verschiedenen Prototypen der diskreten Zahnspange: zum Beispiel jene Apparaturen, die innen auf der Gaumenseite der Zähne befestigt werden. Dort stören sie beim Reden. Unvorteilhaft also für Menschen, deren Spange gerade deshalb - des Redens wegen - unsichtbar bleiben sollte.

Adelheid Müller-Lissner

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