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Gesundheit: Koreanische Schwestern mußten putzen

TU-Studenten erforschen das Leben ethnischer Minderheiten in BerlinVON PATRICK CONLEY30 Jahre ist es her, daß für Berliner Krankenhäuser Schwestern aus Südkorea angeworben wurden.Ende der 60er Jahre waren in der Bundesrepublik beinahe 50 000 Stellen im Pflegebereich nicht besetzt.

TU-Studenten erforschen das Leben ethnischer Minderheiten in BerlinVON PATRICK CONLEY30 Jahre ist es her, daß für Berliner Krankenhäuser Schwestern aus Südkorea angeworben wurden.Ende der 60er Jahre waren in der Bundesrepublik beinahe 50 000 Stellen im Pflegebereich nicht besetzt.Für die zu Hilfe geholten Koreanerinnen brachte der Neuanfang allerdings einige Überraschungen: Die Krankenschwestern, die in ihrer Heimat Patienten eigenverantwortlich behandelten, sollten in Deutschland hauptsächlich pflegerisch arbeiten.Zudem wurden die Neuankömmlinge in hiesigen Krankenhäusern anfangs für "niedere Dienste" eingespannt."Am Anfang war ich verwirrt, weil ich nicht wußte, ob ich eine Putzfrau bin oder eine Küchenhilfe.Als ich mich in die Bundesrepublik bewarb, dachte ich an hochentwickelte Behandlungstechnik", erinnert sich eine Koreanerin an ihre ersten Eindrücke. Die Gespräche mit den Krankenschwestern gehen auf ein Projekt des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität zurück.Studenten sollten die historische wie aktuelle Lage ethnischer Minderheiten in Berlin darstellen.Miriam Rossins, deren Mutter selbst aus Korea stammt, ist noch jetzt beeindruckt, wie bereitwillig und offen ihr Menschen, die sie vorher nicht kannte, von Problemen bei der Eingewöhnung in das neue Leben erzählt haben.Wolfgang Benz, der das Projekt betreut, hat ihr geraten, nicht allgemein über Koreaner in Berlin zu schreiben, sondern sich auf ein Kernproblem, in diesem Falle die Lebensumstände der Krankenschwestern, zu konzentrieren. Die koreanischen Krankenschwestern sind aber nur eines von mehreren Themen, die sich die Studenten gestellt haben.In allen Fällen stellten die Studis eines fest: Die Geschichte von Minderheiten aufzuschreiben, heißt vor allem, die Geschichte von Mißverständnissen zu dokumentieren.Darüber hinaus lernten sie durch das Projekt viel über Methoden, mit denen sich solche Studien erstellen und publik machen lassen.Mathis Leibetseder, der versucht hat, das Leben von Afrikanern in Berlin darzustellen, betont, wie wichtig es war, neue Möglichkeiten der Recherche auszuprobieren."Man konnte nicht einfach Bücher aus der Bibliothek holen.Zu unserem Thema gab es fast nichts Gedrucktes." Christiane Eickmann, die sich zusammen mit Holger Schlösser auf Spurensuche in die Spandauer Vorstadt begeben hat, wollte hinter die touristische Fassade Berlins bliêken.Sie wählte ein beliebtes Thema: ostjüdisches Leben im Scheunenviertel.Nicht der Zuzug von Rußlanddeutschen von heute interessierte sie dabei, sondern sie wollte durch die Befragung von Zeitzeugen dem legendenumwobenenen Leben in den Jahren der Weimarer Republik auf die Spur kommen. Gereizt hat die angehende Geschichtswissenschaftlerin, wie die anderen Seminarteilnehmer, auch das praxisorientierte Angebot der Uni, die Ergebnisse der Untersuchung nicht nur in einer Hausarbeit zu präsentieren, sondern auch als Hörfunkbeitrag."Papa Benz", wie der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung von einigen Studenten liebevoll genannt wird, hat sich für eine Kooperation mit dem DeutschlandRadio eingesetzt. Drei Stunden Studiozeit hat der Sender in Absprache mit der Universität jeder Arbeitsgruppe eingeräumt.Anhand eines Bewertungsbogens sollten die Studenten, meist journalistische Neulinge, anschließend selbst die Produktionen ihrer Kommilitonen beurteilen."Es ist eine totale Umstellung, plötzlich einen Beitrag fürs Radio zu schreiben", erzählt Miriam beim Treffen in den Redaktionsräumen des DeutschlandRadios. Die Beiträge aus dem Projekt werden am 26.Juni um 18.35 Uhr im DeutschlandRadio Berlin gesendet.

PATRICK CONLEY

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