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Gesundheit: Lehrer an die Fachhochschulen Bei der Lehramtsausbildung sollten alle Berliner Hochschulen kooperieren

Von Herbert Grüner

In die Lehrerbildung ist – auch in Berlin – Bewegung gekommen. Teils geht dies auf das schlechte Abschneiden von Schülern bei aktuellen internationalen Vergleichen, etwa bei der PisaStudie, zurück, teils auf die seit längerem zu beobachtenden Mängel im Lehramtsstudium: Das Studium dauert zu lange und bereitet nur undeutlich auf den Beruf vor. Um die Lehrerbildung zu verbessern, hat sich Berlin ein neues Lehrerbildungsgesetz gegeben. Ziel dieses Gesetzes ist es, gestufte Studiengänge einzuführen, die mit dem Abschluss Bachelor oder Master enden. Neue Strukturen in der ersten Phase der Lehrerausbildung sollen erprobt, die Studienqualität soll erhöht, die Studiendauer reduziert und die Verwendbarkeit der Abschlüsse erweitert werden. Der Abschluss Master wird den Zugang zum Lehramt ermöglichen, der Abschluss Bachelor den Zugang „zu einem noch zu entwickelnden Berufsfeld außerhalb des Lehramtes“, so das neue Gesetz.

Im Gesetzestext findet sich indes nur der Bezug auf die Berliner Universitäten. Das ist verständlich, weil bisher im Lande Berlin nur die Universitäten für die Lehrerbildung zuständig gewesen sind. Es ist aber auch unverständlich: Denn auch andere Hochschularten können und wollen einen Beitrag leisten, die Lehramtsausbildung zu verbessern.

Warum findet man also in diesem Gesetz nicht den Hinweis auf die Fachhochschulen im Land Berlin? Immerhin sind sie wissenschaftliche Ausbildungseinrichtungen, die für eine Neukonzeption der Lehrerbildung erhebliche Möglichkeiten bieten!

Bisher fehlt zu häufig die Ausrichtung der universitären Erstausbildung auf das Berufsziel des Lehrers, es fehlen schulpraktische Ausbildungsteile oder die Bezüge zwischen der akademischen Erstausbildung und der Fort-/Weiterbildung von im Beruf tätigen Lehrern und Lehrerinnen. Darüber hinaus existiert die wissenschaftlich fundierte Ausbildung von Lehrkräften für den Elementarbereich nicht. Genau hier könnten die Fachhochschulen einen Beitrag zur Verbesserung liefern – sowohl auf der Vorschul-/Elementarstufe, teilweise der Primar- und Sekundarstufe I und II allgemeinbildender Schulen als auch besonders im Bereich des berufsbildenden Schulwesens.

Ein Beispiel für ein mögliches kooperatives Modell für Lehramtsstudiengänge für berufsbildende Schulen bietet die Ausbildung von Handels- und Gewerbelehrern. In einem solchen Modell könnten die Berliner Universitäten den erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Part übernehmen; die Fachwissenschaften, wie Elektrotechnik, Betriebswirtschaftslehre oder das Bauingenieurwesen, könnten an der Fachhochschule studiert werden. Mit solch einem Ansatz ließe sich der Theorie-Praxis-Bezug stärken. Außerdem würde den zukünftigen Lehrern durch den Fachhochschulanteil ein Zugang zum beruflichen Arbeitsfeld nicht nur ihrer Schüler eröffnet, sondern auch eine fachwissenschaftlich-praxisnahe Kompetenz vermittelt, die für Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits des Lehrerberufs nutzbar ist.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt bereits seit mehr als zehn Jahren die Berücksichtigung der Fachhochschulen bei der Lehrerbildung. Durch das neue Berliner Lehrerbildungsgesetz und die darin enthaltene Erprobungsklausel sind nun neue Kooperationsformen zwischen Universität und Fachhochschule möglich geworden. Da zukünftig sowohl die Universitäten als auch die Fachhochschulen die Abschlüsse Bachelor und Master vergeben werden, steigt auch die Kompatibilität beider Systeme.

Dies eröffnet die Chance, dass alle Berliner Hochschulen ihre Besonderheiten bei der Gestaltung der Lehrerbildung einbringen können. In den aktuellen Verhandlungen über die Strukturpläne der Hochschulen und den Hochschulvertrag sollte diese Chance genutzt werden und in Zielvereinbarungen zu einer gemeinsamen Lehrerbildung der Hochschulen im Land Berlin – Universitäten und Fachhochschulen – münden.

Der Autor ist Präsident der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft FHTW.

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