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Gesundheit: Leiden an der Lust?

Fachblatt: Pharma-Lobby dichtet Frauen eine sexuelle Störung an

Dass eine Krankheit in die Welt gesetzt wird, die es nicht gibt – ganz neu ist das nicht. Nun aber scheint eine Gruppe von Forschern, die in enger Verbindung mit der PharmaIndustrie steht, ein Leiden ins Leben rufen zu wollen, das besonders pikant anmutet: „sexuelle Funktionsstörung“ bei Frauen. Das zumindest berichtet das Fachblatt „British Medical Journal“. Ziel dabei sei es, so einen Markt für neue Medikamente zu schaffen.

Ein „Meilenstein in der Erschaffung der neuen Krankheit“ sei eine Studie im US- Fachmagazin „Jama“ aus dem Jahr 1999. Damals kam ein Forscherteam zum Ergebnis, dass bei 43 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 59 Jahren eine derartige sexuelle Funktionsstörung vorliegt.

Was für einige Forscher und Pharmafirmen ein Grund war, das „Viagra für die Frau“ zu entwickeln, rief bei Kritikern heftigen Widerspruch hervor.

Tatsächlich hatten die Wissenschaftler in der „Jama“-Untersuchung rund 1500 Frauen eine Liste mit typischen „Störungen“ im Bereich der Sexualität vorgelegt, darunter: keine Lust auf Sex, Angst vor Versagen im Bett oder eine zu trockene Scheide. Dann fragte man die Frauen, ob im zurückliegenden Jahr eine oder mehrere dieser Beschwerden aufgetreten seien. Dabei reichte es, nur eine dieser Fragen mit „Ja“ zu beantworteten, um zur Gruppe mit einer „sexuellen Funktionsstörung“ zugeordnet zu werden.

Zwar räumten die Autoren der Studie schon damals ein, dass ihre Ergebnisse „nicht einer klinischen Diagnose“ gleichkommen. Dennoch nutze eine Pharmalobby die Studie für ihre Zwecke und rücke damit „Klagen von gesunden Menschen“ ins Krankhafte, wie es im „British Medical Journal“ heißt.

„Ich glaube, dass es Unzufriedenheit und Desinteresse unter vielen Frauen gibt“, sagt die Psychologin Sandra Leiblum von der Robert Wood Johnson Medical School in New Jersey. „Das heißt aber nicht, dass sie krank sind.“ bas

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