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Gesundheit: Mehr Schutz für Europas Delfine

Mit eleganten Sprüngen begleiten sie Segelboote und Fähren – zur Freude der Passagiere. Doch die Wahrscheinlichkeit, im Mittelmeer auf den Gewöhnlichen Delfin zu treffen, wird immer geringer.

Mit eleganten Sprüngen begleiten sie Segelboote und Fähren – zur Freude der Passagiere. Doch die Wahrscheinlichkeit, im Mittelmeer auf den Gewöhnlichen Delfin zu treffen, wird immer geringer. Innerhalb von nur 40 Jahren ist der Bestand dort so dramatisch zurückgegangen, dass er inzwischen als stark gefährdet auf der Roten Liste steht. Um Delphinus delphis eine Chance zur Erholung zu geben, haben sich die Vertragsstaaten des Schutzabkommens für Wale und Delfine im Mittelmeer und im Schwarzen Meer vor kurzem auf einen Schutzplan geeinigt. Wissenschaftler und Walschützer hoffen, dass er in den kommenden Monaten auch auf EU-Ebene umgesetzt wird.

Der Schutz der Tiere hängt im Wesentlichen von der Brüsseler Fischereipolitik ab, vor allem von verschärften Fangquoten und verringertem Beifang. Überfischung und Tod in den Fangnetzen gehören zu den wichtigsten Gründen für den Rückgang der Gewöhnlichen Delfine, die bis in die sechziger Jahre zu den häufigsten Walarten des Mittelmeers zählten.

„In einigen Regionen werden bis zu 60 Prozent weniger Fische gefangen werden als noch vor 20 Jahren,“ sagt der Meeresbiologe Giovanni Bearzi vom Tethys Research, der mit einem internationalen Team die Delfine erforscht. Da die Meeressäuger am Ende der Nahrungskette stehen, leiden sie besonders unter der Abnahme ihrer Beute, zum Beispiel Anchovis und Sardinen. Beides sind Fischarten von kommerzieller Bedeutung, um die der Gewöhnliche Delfin zwangsläufig direkt mit den Fischern konkurriert.

Besonders drastisch zeigt sich das rund um die griechische Insel Kalamos, wo Fischer Anchovis und Sardinen mit Schleppnetzen fangen. Dort können die Delfine auch nicht auf andere Fischarten ausweichen, weil die bereits von den großen Fangflotten dezimiert wurden. Da verwundert es nicht, dass sich so viele Meeressäuger in Schleppnetzen oder anderem Fanggerät verheddern.

Zwar haben die EU-Fischereiminister im März dieses Jahres Maßnahmen zur Reduktion des Beifangs beschlossen. Aber dabei handelt es sich um eine abgeschwächte Version dessen, was die EU-Kommission vorgeschlagen hatte. „Auf Druck zahlreicher Länder, darunter Finnland, Spanien, Italien und Frankreich, wurden die Bestimmungen so stark verwässert, dass sie Meeressäugern keinen effizienten Schutz bieten“, sagt Niclas Entrup von der Whale and Dolphin Conservation Society in München.

Um Delphinus delphis eine Chance zur Erholung zu geben, sollten laut Bearzi für geschwächte Fischbestände die Fangquoten verschärft werden, außerdem sollten Meeresschutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Fischerei ganz verboten ist. Das würde der gesamten Mittelmeerfauna zugute kommen. Die Fische könnten sich wieder vermehren, weil sie nicht vorm Erreichen der Geschlechtsreife weggefangen werden. Davon profitieren mittelfristig auch die Fischer. Zum Glück, so Bearzi, liegen Pläne zur Einrichtung von Meeresschutzgebieten bereits vor. Jetzt müssen die Pläne nur noch umgesetzt werden.

Monika Rößiger

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