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Gesundheit: Mit dem Laser gegen Krampfadern

Das chirurgische Venen-Stripping hat eine sanftere, unblutige Konkurrenz bekommen

Krampfadern plagen rund ein Drittel der Deutschen, wie eine Studie der Uni Bonn ergab, für die Dermatologen 3000 Männer und Frauen befragten. Einer kleinen Gruppe von ihnen drohen Venenentzündungen und Thrombosen. Aber auch wenn sie oft keine Beschwerden verursachen, sind die dauerhaft knotig angeschwollenen oberflächlichen Venen aus ästhetischen Gründen gefürchtet.

Gefürchtet und deshalb oft aufgeschoben wird aber auch die bislang wirksamste Behandlung bei Krampfadern (Varizen) der Stammvenen: das Venenstripping, bei dem ein flexibler Draht durch die ganze Länge der oberflächlichen Vene geschoben und die Krampfader herausgezogen wird. Dieser chirurgische Eingriff hat vor einigen Jahren durch eine Lasermethode Konkurrenz bekommen. Hoffnung auf eine sanftere Behandlung?

Im jetzt erschienenen Februar-Heft der radiologischen Fachzeitschrift RöFo (Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen) ziehen Mediziner vom Institut für Radiologie der Charité Campus Mitte Bilanz. Die Laser-Therapie von Stammvenen ist demnach genauso wirksam wie ihre operative Entfernung: Fast immer gelingt es mit dieser Technik, den Rückfluss des Venen-Bluts zu verhindern und Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen zu beseitigen, in 85 Prozent der Fälle verschwinden die hässlichen Knoten. Nur bei etwa acht von 100 Patienten öffnete sich eine per Laser verschlossene Vene später wieder. Ein großer Pluspunkt der Laser-Behandlung liegt in der niedrigen Komplikationsrate: Während es bei den Operationen in bis zu 30 Prozent der Fälle wenigstens zu kleineren Komplikationen kommt, lagen sie bei den über 1000 gelaserten Patienten im Bereich von ein bis drei Prozent. Als großen Vorteil erleben es die Patienten, dass für den Eingriff meist eine örtliche Betäubung genügt. „Die endovasale Lasertherapie ist eine sichere, effektive und komplikationsarme Alternative zur chirurgischen Entfernung“, resümiert Bernd Hamm, Direktor des Instituts.

„Endovasal“ steht dabei für: in das Innere des Blutgefäßes. Denn für die Behandlung wird durch eine Kanüle ein Katheter vom unteren Ende her durch das Gefäß bis kurz vor die Venenmündung vorgeschoben. Durch diesen Katheter kann anschließend eine flexible Glasfaser von etwa 0,5 Millimeter Durchmesser zur Venenmündung gelangen, die imstande ist, Laserlicht in die Gefäßwand zu leiten. Danach beginnt die Bestrahlung der Veneninnenseite mit Laserlicht. Deren Energie sorgt dafür, dass sich die Vene zunächst durch verklumpte Blutbestandteile verschließt und später vernarbt. Die Behandlung dauert meist nur wenige Minuten. In den vier Wochen danach ist ein Kompressionsstrumpf Pflicht. Dazu kommt, wozu Venenpatienten ohnehin geraten wird: „Wir empfehlen unseren Patienten, mindestens eine Stunde am Tag zu laufen“, sagt Hamm.

Dass die Patienten früher wieder mobil werden, ist ein entscheidender Vorteil der Methode. Wie der Erfolg auf lange Sicht aussieht, weiß allerdings heute noch keiner ganz genau. Fehlende Daten über Langzeit-Effekte sind ein Argument für die Krankenkassen, das neue Verfahren im Regelfall nicht zu bezahlen. Durch eine Langzeit-Studie, an der sich mehrere deutsche Kliniken beteiligen, soll diesem Manko abgeholfen werden.

Krampfadern werden heute von Dermatologen, von Gefäßchirurgen und nun auch von Radiologen behandelt. Um das einträgliche Gebiet tobt ein harter Konkurrenzkampf. Die Radiologen können für sich ins Feld führen, dass sie für die vor einem Eingriff nötige Diagnostik Experten sind. Studien-Mitautor Thomas Fischer erläutert zudem, man wolle nun keineswegs alle Krampfader-Patienten mit dem Laser behandeln: „Wichtig ist, dass zuvor in einer Ultraschall-Untersuchung abgeklärt wurde, ob es sinnvoll ist, diese Behandlungsform zu wählen.“ Wenn Venenklappen sich nicht schließen, kommt es zum Rückstau des venösen Bluts, das eigentlich von den Beinen in Richtung Herz zurückfließen soll. „Sind nur die kleinen Seitenäste betroffen, dann würden wir heute nicht lasern“, sagt Fischer.

Diese Krampfadern in den kleineren Verästelungen sind seit Jahren die Domäne der Verödung (Sklerosierung). Dafür wird eine Flüssigkeit eingespritzt, die in dem erweiterten Venenabschnitt eine örtlich begrenzte Entzündung hervorruft. Auch auf diesem Gebiet hat sich etwas getan: Das Verödungsmittel kann heute gezielt in Form eines Mikroschaums in den Venenabschnitt gespritzt werden.

Adelheid Müller-Lissner

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