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Gesundheit: Mit der Kapsel zum Mond und zum Mars

Nasa-Chef Griffin setzt auf Einmal-Raumschiffe

Wer zahlt, schafft an. So einfach beantwortet der schmächtige Mann die Frage, ob sich die amerikanische Weltraumbehörde Nasa auch unterordnen könne. Bei der Eroberung des Weltalls etwa, beim Flug zu Mond oder Mars. Große Angst, dass seine Behörde in naher Zukunft in internationalen Projekten nur Juniorpartner sein könne, ist Michael Griffin beim Abendessen mit der Presse nicht anzumerken. Der 57-jährige Nasa-Chef ist auf Einladung von Sigmar Wittig, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DLR), nach Berlin gekommen. Zum ersten Mal, wie Wittig sagt, der die gute Zusammenarbeit der beiden Organisationen betont.

Bei seinem zweitägigen Besuch sprach Griffin auch mit Politikern, etwa mit Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Beim Pressedinner sagt die Abgeordnete, sie hoffe auf mehr Verständnis der Öffentlichkeit für die Weltraumfahrt. Dass man nicht immer frage, warum so viel Geld dafür ausgegeben werde, dass man etwa begreife, warum „Columbus“ wichtig sei. Das europäische Weltraumlabor soll im Herbst an die Internationale Raumstation ISS andocken und wissenschaftliche Experimente ermöglichen.

Ein anderes Projekt, das deutsch-amerikanische Höhenteleskop „Sofia“ (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie), wäre dagegen fast der Finanznot zum Opfer gefallen. Um den gekürzten Etat auszugleichen, hatte die Nasa im vergangenen Jahr die Streichung des von ihr und der DLR gemeinsam betriebenen Projekts beschlossen. Wittig reiste kurz entschlossen in die USA und konnte „seinen Freund Griffin“ überzeugen, mit „Sofia“ weiterzumachen.

Der Nasa-Administrator nickt und sagt, wie wichtig gerade die Beteiligung Deutschlands sei. Und ohne Kooperation sei Weltraumfahrt nicht möglich. „Nichts ist so schwierig, wie ins All zu fliegen“, sagt der Physiker. „Seit ich fünf Jahre alt war, habe ich mir nichts anderes gewünscht“, sagt Griffin lächelnd.

Doch in all den jungenhaften Charme mischt sich immer wieder professioneller Ernst, sobald es um Finanzen oder Politik geht. Auch dieses Jahr seien Kürzungen des Nasa-Etats von 16,3 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) um eine halbe Milliarde Dollar durch den Kongress möglich. Die Nasa-Strategie sei dadurch aber nicht gefährdet. Griffin erläutert den Fahrplan zu Mond und Mars. Bis 2010 gibt es jährlich sechs Space-Shuttle-Flüge, um die ISS fertigzustellen. Dann ist die Shuttle-Zeit zu Ende. Griffin macht kein Hehl daraus, dass er den Einsatz wieder verwendbarer Raumfähren für einen großen Fehler hält.

„Das hat uns um zehn Jahre zurückgeworfen“, sagt er. Der technische Aufwand für den schadlosen Wiedereintritt in die Erdatmosphäre sei einfach zu groß. So setzt Griffin nun auf CEV (Crew Exploration Vehicle), auch als Orion-Raumschiff bezeichnet. Die Einmal-Kapseln werden mit Trägerraketen gestartet und kehren an Fallschirmen hängend zurück, wie es auch bei den Apollo-Missionen zum Mond vor fast 40 Jahren der Fall war. Dass dieses Prinzip als veraltet erscheinen könnte, stört Griffin nicht. „Die Kapsel hat genau die Form, die man braucht, um ins All hinein- und herauszukommen“, sagt er.

Er ist überzeugt, bis 2020 zum Mond und zehn Jahre später zum Mars zu kommen. Das größte Problem sieht er darin, wie es Astronauten aushalten könnten, „bis zu drei Jahre lang in einem lebenserhaltenden, daher geschlossenen System“ leben zu müssen. Doch er ist optimistisch, alle Probleme, die große Strahlenbelastung oder die Versorgung der Mond- und Marsstationen mit Sauerstoff oder Energie, lösen zu können. Die Frage, ob die USA – wie vom Präsidenten George W. Bush beansprucht – bei der Weltraumtechnologie auf Dauer führend seien, stellt sich für Griffin nicht. „Wir arbeiten mit allen zusammen, die es wollen, mit Europa, mit Russland und auch mit China“, sagt er. Aber wer das meiste Geld investiere, der sei nun mal der Projektführer. Und dass dies stets die USA sein werden, daran lässt der Nasa-Chef keinen Zweifel.

Paul Janositz

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