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Gesundheit: NEAR trifft Eros: Traumlandung

Für die NASA war es der beste Tag seit Jahren. In einem Manöver wie aus einem Science-Fiction-Film landete erstmals in der Geschichte der Raumfahrt eine Sonde auf einem Asteroiden knapp 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Für die NASA war es der beste Tag seit Jahren. In einem Manöver wie aus einem Science-Fiction-Film landete erstmals in der Geschichte der Raumfahrt eine Sonde auf einem Asteroiden knapp 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Zeitgleich vollendeten zwei Shuttle-Astronauten ihre Außenarbeiten an dem neuen Superlabor Destiny der Internationalen Raumstation ISS.

"Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die NEAR-Sonde gelandet ist", verkündete Missionsleiter Robert Farquhar von der Johns-Hopkins-Universität im Bundesstaat Maryland strahlend. Die Sonde habe den Aufprall überstanden und bereits ein Signal zur Erde geschickt. Die Wissenschaftler waren so euphorisch, dass sie am Montag Abend (Ortszeit) sogar überlegten, das Unmögliche zu versuchen, die Sonde wieder anzufeuern und zurück ins Orbit zu schießen.

NEAR war nach mehreren Bremsstößen ihrer kleinen Steuerdüsen mit einer Geschwindigkeit von etwa acht km/h auf der Oberfläche niedergegangen. Dies entspreche der Aufschlaggeschwindigkeit eines Fallschirmspringers, hieß es. Selbst die größten Optimisten hatten nicht an einen solchen Erfolg geglaubt. So war die Sonde NEAR Shoemaker nie für eine Landung vorgesehen. Sie hatte ihre Mission, die Erkundung des kartoffelförmigen Himmelskörpers "433 Eros", erfolgreich beendet und seit dem Valentinstag vor einem Jahr eine wahre Datenflut von über 200 000 Bildern zur Erde geschickt. Jeder Quadratmeter des Asteroiden sei fotografiert worden, sagte ein NASA-Sprecher.

Eigentlich sollte NEAR nun einfach abgeschaltet werden. Doch dann hatten einige Wissenschaftler die Idee, sie in einem kontrollierten Bremsflug auf den Asteroiden von der Größe Sylts stürzen zu lassen. Ziel war es, während des Absturzes möglichst detaillierte Bilder von der Oberfläche zu erhalten. Objekte so klein wie ein Tennisball sollten so noch zu erkennen sein. Zugleich wollte die NASA aber auch für künftige Missionen eine Landung auf kleinen Himmelskörpern testen.

Dass die kleine Sonde mit ihren kreuzförmigen Solarsegeln und ohne Landebeine wirklich sicher aufsetzen könnte, damit hatten die wenigsten gerechnet. Schon nach den ersten Bildern während des Landeanflugs waren die Wissenschaftler ins Schwärmen geraten. "Plötzlich sehen wir Dinge, die wir nicht erwartet hätten. Es ist so, als ob wir eine neue Tür aufgestoßen hätten", sagte Joseph Veverka von der Cornell-Universität, die die Bilder auswertet.

Die Sonde hatte den Asteroiden Eros im Februar vor einem Jahr nach einer vierjährigen Reise erreicht. In 35 Kilometer Höhe hatte sie ihn seitdem umrundet, sich Ende Oktober in einem Rekordmanöver bis auf 5,3 Kilometer genähert und dabei sogar einen Film gedreht. Für die NASA war die 230 Millionen Dollar teure Sonde damit bereits vor der Landung eine der größten Erfolge.

Asteroiden sind Gesteinsbrocken, die die Sonne in der Mehrzahl auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter umkreisen. Sie sind zwischen 100 Kilometern und wenigen hundert Metern groß. Astronomen schätzen ihre Zahl in dem Asteroidengürtel auf mindestens 6000.

Vermutlich gibt es weit mehr, allerdings lassen sich kleinere Objekte nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik von der Erde aus nicht beobachten. Abgelenkt von der Schwerkraft der Sonne, verlassen einige dieser Asteroiden ihre Umlaufbahn und bewegen sich auf das Zentrum des Sonnensystems zu. Dabei kreuzen sie die Bahnen von Mars und Erde. Die Asteroiden bilden den Hauptgürtel der so genannten Planetoiden - so lautet die Sammelbezeichnung für kleine Planeten und Gesteinsbrocken, die die Sonne auf kreis- oder ellipsenförmigen Bahnen umrunden.

Da ihre Bahnen ständig Störungen durch die Planeten ausgesetzt sind, stoßen viele dieser Gesteinsbrocken irgendwann mit den Planeten zusammen - im Durchschnitt nach zehn Millionen Jahren. Man schätzt, dass es etwa 1000 die Erdbahn durchkreuzende Planetoiden mit Durchmessern von mehr als einem Kilometer gibt. Die meisten von ihnen sind Kandidaten für einen Zusammenstoß mit der Erde.

Thomas Müller (Dpa)

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