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Gesundheit: Neue Töne

Deutsche Musikhochschulen bekennen sich überraschend zu Bachelor und Master

„Hätte es Bologna nicht gegeben, so hätten die Musikhochschulen Bologna erfinden müssen.“ Dies überraschende Bekenntnis stammt nicht von irgendwem, sondern von dem Vorsitzenden der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen, Patrick Dinslage. In Zeiten, da die Experimentierphase mit Bachelor und Master vorbei ist und nun auch die wichtigsten Studiengänge sich auf die große Studienreform bis zum Jahr 2010 einlassen müssen, ist man eher auf Nachhutgefechte der ewig Gestrigen gefasst als auf ein Bekenntnis zur europaweiten Studienreform nach dem Bolognaprozess.

Wie ist es zu diesem Wandel gekommen? Hatten sich doch bisher die Hochschulen der Künste für die Bildhauerei und den freischaffenden Künstler der Zweistufigkeit nach dem Modell Bachelor und Master verweigert. Und die Musikhochschulen dachten eher an das alte Lehrprinzip von Meister und Lehrling im Individualunterricht am Instrument als an moderne Studienstrukturen.

Den Wandel hat ein Beschluss der Kultusministerkonferenz vom Frühjahr dieses Jahres gebracht: Die Kunsthochschulen müssen ihre Studiengänge in Bildhauerei und Malerei nicht auf Bachelor und Master umstellen, aber sie müssen diese Studiengänge wenigstens modularisieren. Das heißt, auch die freien Künstler bekommen künftig klar gegliederte Studiengänge geboten, deren Abschnitte jeweils mit Prüfungen abgeschlossen werden müssen. Für die Musikstudenten gilt nicht das starre Korsett, dass Bachelor- und Masterstudiengänge zusammen keinesfalls länger als fünf Jahre dauern dürfen. Vielmehr hat die Kultusministerkonferenz eine Ausnahme beschlossen, dass an Musikhochschulen das Bachelor-Studium vier Jahre und das anschließende Masterstudium zwei Jahre dauern darf. Damit sind die Musikhochschulen zufrieden und erblicken in der Zweistufigkeit neue Chancen, um längst überfällige Reformen in Angriff zu nehmen.

Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen gab offen zu, dass bisher an den Musikhochschulen noch zu sehr im Geist des 19. Jahrhunderts ausgebildet worden sei und man entsprechend am Markt vorbei agiert habe. Noch immer habe man die Musikstudenten auf eine spätere Tätigkeit als Konzertsolisten oder Orchestermusiker vorbereitet, obwohl die Berufschancen in beiden Feldern immer geringer werden. Chancenreicher sei es heute, Musikstudenten auf eine Tätigkeit in Ensembles oder Kammermusikgruppen vorzubereiten, sofern man damit zugleich eine Ausrichtung auf das Musizieren mit historischen Instrumenten oder mit moderner Klanggestaltung vorbereite. Durch die neuen Studiengänge biete sich nach einem gemeinsamen Grundstudium für Musiker aller Sparten vom Tonmeister bis zur Opernsängerin und Experten für die Studioarbeit die Chance einer anschließenden Spezialisierung.

Zurzeit wird an Studienplänen gearbeitet, damit im Jahr 2007 die Umstellung auf das Bachelor- und Master-Studium starten kann.

Uwe Schlicht

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