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Gesundheit: Neues Leben für kranke Herzen

Kann das Zentralorgan sich selbst regenerieren?

Die heutige Herzmedizin wird von einem alten Dogma und einer neuen Hoffnung bestimmt. Das Dogma: Das Herz ist ein Muskel, der sich nach einer Verletzung nicht erneuern kann. Ein Infarkt führt dazu, dass ein Teil des Herzmuskels vorübergehend nicht mit Blut und somit Sauerstoff versorgt wird. Die Folge: Die Zellen sterben ab, es bildet sich „nekrotisches“, totes Gewebe und eine Narbe – und dieser Muskelteil wird vom Körper nicht durch neues Gewebe ersetzt.

Die Hoffnung: Mit Stammzellen, etwa aus dem Knochenmark, könnte man das fehlende Herzmuskelgewebe vielleicht wieder herstellen. Stammzellen sind unsere „Urzellen“, aus denen alle Zellen hervorgehen, auch Muskelzellen. Im Tierversuch ist es bereits gelungen, die Infarktstelle durch Injektion von Stammzellen wieder aufzubauen.

Doch in den Vorträgen auf dem Europäischen Herzkongress in Berlin wurde deutlich, dass sowohl das alte Dogma als auch die neue Hoffnung relativiert werden müssen.

Der Kardiologe Antoni-Bayes-Genis beispielsweise berichtete von Patienten mit einem Spenderherz – jedoch vom anderen Geschlecht: Männer mit einem Frauenherz, Frauen mit einem Männerherz. Bei Untersuchung des Herzgewebes stellte sich heraus, dass sich – wenn auch nur zu einem kleinen Prozentsatz – das körpereigene Gewebe in das fremde Herz geschlichen hatte. So fanden sich im Frauenherz der männlichen Patienten Zellen, die auch über ein Y-Chromosom verfügten. Da weibliche Zellen nur X- und keine X-Chromosomen haben, müssen diese Zellen vom Körper des Mannes in das Frauenherz gewandert sein. Die Ärzte vermuten, dass die Zellen das Herz „erneuern“ – „auch wenn wir das zum heutigen Zeitpunkt nicht sicher sagen können“, sagte Bayes-Genis. Das Dogma bröckelt.

Vorsichtig waren die Experten auch gegenüber der großen Hoffnung Stammzellen. Im Tierversuch hat zum Beispiel der Kardiologe Jaap Hamburger aus Kanada zwar schon Erfolge erzielt. Er injizierte Knochenmarkstammzellen in die Infarktzone von Schweineherzen. Ergebnis: Die Herzfunktion stabilisierte sich besser im Vergleich zu den Tieren ohne Behandlung. Und doch blieb der Experte zurückhaltend: „Können wir ein neues Herz mit Hilfe von Stammzellen bauen? Ich würde sagen: vorläufig nicht.“ bas

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