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Gesundheit: Neurologie: Cocktailparty im Affenhirn

Stimmen schnattern durcheinander, Gläser klirren, Gelächter erschallt - wer soll auf Cocktailpartys noch seinen Gegenüber verstehen? Menschen können das, dank ein paar neurologischer Tricks.

Stimmen schnattern durcheinander, Gläser klirren, Gelächter erschallt - wer soll auf Cocktailpartys noch seinen Gegenüber verstehen? Menschen können das, dank ein paar neurologischer Tricks. Und Affen können es offensichtlich auch, wie Neurowissenschaftler von der Harvard University in Cambridge, USA, jetzt herausfanden. Im Fachblatt "Nature Neuroscience" (Band 4, Seite 783) präsentieren sie Versuche mit Lisztaffen - kleinen, vom Aussterben bedrohten Tamarinen aus Südamerika. Die Ergebnisse legen nahe, dass bereits vor 40 Millionen Jahren die gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch eine Lösung für das Rätsel kannten, das Forscher den Cocktailparty-Effekt nennen: Wie filtert man aus vielen sich überlagernden Geräuschen die relevante Information heraus?

Wenn die Lisztaffen, deren auffälligstes Merkmal eine lange weiße Haarmähne ist, ihre Gruppe verloren haben, geben sie einen Suchschrei von sich, den die bis zu zwölf Gefährten mit einem ebenso typischen Ruf beantworten. Das Forscherteam um Marc D. Hauser stellte nun fest, dass die Tiere auch dann auf den Schrei antworten, wenn er in seiner Mitte durch ein Störgeräusch übertönt wird. Das äffische "Hier sind wir!" blieb jedoch fast immer aus, wenn der Suchschrei durch unnatürliche Stille unterbrochen wurde oder das Störgeräusch Anfang oder Ende des "Wo seid ihr!" überlagerte. Hauser und Kollegen folgern, dass schon im Gehirn der Affen spezielle Strukturen entwickelt sind, die Lautfetzen zu sinnvollen Wahrnehmungen zusammensetzen.

Ob die Affen aber auch einen zweiten Trick beherrschen, mit dem Menschen sich behelfen, bleibt vorerst offen: Das Nervensystem verstärkt die Signale zweier Sinnesorgane - etwa Augen und Ohr - und ordnet sie einander zu, wenn sie zusammenpassen. Deshalb sticht die Stimme eines Gesprächspartners besonders gut hervor, wenn man ihn anschaut und deshalb glaubt man im Kino immer, die Sprache des Schauspielers käme aus seinem Mund und nicht aus den Lautsprechern.

ork

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