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Gesundheit: Nicht ohne meine Gremien!

Jürgen Mlynek verneigt sich öffentlich vor den Gruppen der Hochschule. Nur so kann er Präsident der Humboldt-Universität bleiben

Bleibt Jürgen Mlynek Präsident der Humboldt-Universität? Als er am Dienstag vor dem Konzil der Hochschule angehört wurde, sparte er nicht an Balsam für die verletzten Seelen der Gremienmitglieder. Der akademische Mittelbau, gerade die unbefristet Beschäftigten, „sind für mich von zentraler Bedeutung und eine unerlässliche Säule der Universität“, sagte Mlynek. Er bedaure, dass sich diese Gruppe nicht durch ihn geschätzt fühle. Auch sei ihm wohl bewusst, dass die Leistung der Uni auch von den Dienstkräften in den Bibliotheken, in der Verwaltung oder in der technischen Abteilung abhänge. Die Angestellten dort arbeiteten mehr, als es der neue Tarifvertrag von ihnen verlange. Und den Studierenden, die sich über die Kommunikation mit dem Präsidium beschweren, versprach der Präsident Besserung für die Zukunft.

Viele fühlen sich von Mlyneks Führungsstil überfahren. Er schmiede seine Pläne hinter verschlossenen Türen, der Akademische Senat habe nicht viel zu bestellen, heißt es. Mlynek sei elitär, sein kollegialer Respekt gelte vor allem Spitzenforschern. Linke Studenten, über den neuen Tarifvertrag beleidigte Mitarbeiter oder Wissenschaftler, die ihm die einstigen Kürzungspläne für die Theologie oder die große Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät übel nehmen – sie alle könnten seine Wiederwahl in der nächsten Woche gefährden. Mlynek braucht 31 von 60 Stimmen des Konzils, er muss um jeden Wähler kämpfen.

Dabei steht die Humboldt-Universität insgesamt gut da. Dass der von Mlynek eingeschlagene Weg richtig ist, musste selbst sein Konkurrent um das Präsidentenamt, der Hamburger Politologe Michael Th. Greven zugeben. „Ein neues Präsidium bedeutet nicht, dass das Rad neu erfunden werden muss“, sagte Greven vor den vielen Neugierigen, die zur Sitzung des Konzils gekommen waren, um den Bewerber kennen zu lernen.

Bei der Wahl geht es denn in erster Linie nicht um das Was, sondern um das Wie. Auch Greven will die Studienreform mit Bachelor und Master umsetzen, kann sich Studiengebühren als Einnahmequelle vorstellen, will die Nachwuchsförderung, mit der die Hochschule „bundesweit ein Signal gesetzt“ habe, verstetigen.

Doch Greven gibt sich bei all dem nicht schneidig. Er tritt als bescheidener, ehrlicher Zweifler, ja als Melancholiker auf: „Mit wachsender Sorge“ beobachte er, dass die Politiker bei ihren Plänen für Studiengebühren Darlehen und Stipendien „kaum Aufmerksamkeit“ schenken. Er bekennt, ein Skeptiker der Juniorprofessur zu sein und ist froh, dass mit dem Karlsruher Urteil vom Sommer auch der Weg der Habilitation erhalten bleibt. Greven will für die Exzellenz der, wie er sagte, „glänzend aufgestellten“ Humboldt-Universität eintreten – aber nur gemeinsam mit den Gremien: Die Konkurrenz mit Hochschulen wie der ETH Zürich, Berkeley oder Toronto „kann nur eine Hochschule schultern, die auch intern kooperiert“, sagte Greven.

Damit zielte er auf die Klagen über Mlynek. „Die vielfach sich breit machende Informalität“ von Entscheidungen führe zu „Misstrauen und Willkür“, sagte Greven. Er dagegen wolle die Uni „in, mit und durch die Gremien“ leiten. Die Aufgabe des Präsidenten sei nicht „hierarchisch zu steuern“, sondern durch vertikales und horizontales Networking die Kompetenz der Uni „in wechselseitiger vertrauensvoller Zusammenarbeit“ zu bündeln.

Wie er die Probleme der Uni anpacken will, wird er erst nach einer Einarbeitungszeit wissen, sagt Greven . Jedenfalls ist er dagegen, dass die Charité sich zu einer selbstständigen medizinischen Hochschule entwickelt. Er will die auf Eis liegende Neuordnung der Fakultäten angehen. Er will um die Autonomie der Uni kämpfen. Und beim Hochschulzugang kann er sich eine Quote für Landeskinder, unabhängig von der Leistung der Studierenden denken.

Da sind Mlyneks Vorstellungen schon konkreter. Im Jahr 2010, zu ihrem 200. Geburtstag, soll die Uni exzellent dastehen. Um die Lehre zu verbessern, soll ein Tutoren- und Mentorenprogramm aufgelegt werden – allerdings aus finanziellen Gründen zunächst nur in einigen Bereichen als Test. „Qualität soll vor Quantität gehen.“ Über die Kriterien, nach denen die Studierenden ausgewählt werden sollen, will Mlynek sich mit der Uni beraten. Dem Fundraising und der Alumnipflege will Mlynek besondere Aufmerksamkeit widmen. Eine BAT-IIa-Stelle werde dafür nicht reichen: „Man muss es richtig machen oder bleiben lassen.“

Und die Gremien?, fragt wieder einer. „Ich habe Stärken und Schwächen“, sagt Mlynek. Konflikte mit den Gremien werde es trotz seiner Bemühungen auch in Zukunft geben. Bislang habe man sie aber alle gelöst. Er sei für Kritik und gute Argumente offen. Ob das Konzil mit dieser Auskunft zufrieden ist, wird sich am 1. Februar zeigen.

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