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Gesundheit: Noch zu retten

Landwirtschaft in Berlin: Bekommt das Fach an der Humboldt-Universität eine zweite Chance?

Ist die Landwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin noch zu retten? Ja – wenn es nach dem Votum dreier vom Akademischen Senat beauftragten Kommissionen geht. Die agrarwissenschaftliche Lehre und Forschung an der Humboldt-Universität (HU) solle „in einer neuen zukunftsträchtigen Struktur“ fortgesetzt werden, schreiben die Kommissionen für Entwicklungsplanung, Lehre, Studium und Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs in einer gemeinsamen Stellungnahme, die dem Tagesspiegel vorliegt. In anderen bedrohten Fächern wie der Chemie, der Romanistik und der Rehabilitationswissenschaft sollten weniger Stellen als geplant gestrichen werden. „Die vorgeschlagenen Kürzungssummen sind in einzelnen Instituten zu groß, um deren Leistungsfähigkeit in Lehre und Forschung zu gewährleisten“, heißt es in dem Papier.

Akut bedroht ist die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät durch das Sparszenario, das HU-Präsident Jürgen Mlynek dem Akademischen Senat Ende Oktober 2003 vorgelegt hatte: Um die vom Berliner Senat geforderte Sparsumme von 22,8 Millionen Euro zu erbringen und weitere Belastungen von gut sieben Millionen Euro zu kompensieren, müsse bis 2009 jede fünfte Stelle gestrichen werden. Auf der Streichliste stehen unter anderem vier von jetzt 16 Chemieprofessuren. Wegfallen sollen auch vier von 24 Professuren bei den Juristen, fünf von 15 bei den Theologen und fünf von zehn bei den Romanisten.

Bei den Agrarforschern sollen alle 31 Professuren wegfallen – und damit die Fakultät. Dreizehn bis 2009 noch nicht emeritierte Wissenschaftler sollten in einer neuen Fakultät für Lebenswissenschaften geparkt und letztlich abgewickelt werden. Die Kommissionen plädieren nun dafür, „zwei sehr leistungsfähige Kerngebiete in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, sowie den agrarwissenschaftlichen Grundlagen“ zu erhalten und nach einem 2003 vorgelegten Konzept der Fakultät weiter zu entwickeln – in den Lebenswissenschaften. Gegenwärtig verfüge das Fach über „moderne, international anerkannte Studiengänge“ und sei gut vernetzt.

Tatsächlich könnte dieses Votum die Rettung des Faches Landwirtschaft bedeuten. Die neue Fakultät solle jetzt „Lebenswissenschaften / Agrarwissenschaften“ genannt werden, heißt es in der Humboldt-Universität. So blieben agrarwissenschaftliche Lehre und Forschung in Berlin erhalten – wenn auch mit deutlich weniger als 31 Stellen. HU-Sprecherin Susann Morgner sagt dazu: „Das Präsidium nimmt die Vorschläge sehr ernst.“ Den Appell der Kommissionen an die Unileitung, „auf eine Reduzierung der Einsparauflagen hinzuwirken“, hält Morgner allerdings für unrealistisch. Schließlich hat Präsident Mlynek Ende Dezember bereits den Hochschulverträgen und damit den Einsparungen zugestimmt.

Vor dem Hintergrund der Diskussion um eine deutsche Elite-Universität liest sich eine Aussage aus den Kommissions-Empfehlungen dramatisch: Die Kürzungen, die der Humboldt-Uni aufgezwungen worden seien, „werden zu schweren Schäden in Breite und Qualität von Forschung und Lehre führen“. Die Spitzenposition, die die Humboldt-Universität unter den deutschen Hochschulen erreicht hat, werde „auf unverantwortliche Weise aufs Spiel gesetzt“. Anfang Dezember kam die HU hinter der Uni München auf Platz Zwei eines bundesweiten Rankings des Centrums für Hochschulforschung. Und als Favoritin für die Rolle der zukünftigen Elite-Uni wird immer wieder die HU genannt – trotz ihrer offenkundigen finanziellen Engpässe.

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