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Gesundheit: Radikale Veränderung

TU wählt Hans-Jürgen Ewers zum Präsidenten VON UWE SCHLICHTDas Schicksal der Technischen Universität hängt an einer Stimme.Sie gab gestern den Ausschlag bei der Wahl des künftigen Präsidenten.

TU wählt Hans-Jürgen Ewers zum Präsidenten VON UWE SCHLICHT

Das Schicksal der Technischen Universität hängt an einer Stimme.Sie gab gestern den Ausschlag bei der Wahl des künftigen Präsidenten.Der Kandidat der Konservativen, der Wirtschaftsingenieur Hans-Jürgen Ewers, erhielt 31 Stimmen im Konzil, und er dürfte für dieses Ergebnis auch die Unterstützung von Konzilsmitgliedern bekommen haben, die der liberalen Mitte angehören.Die linke Reformfraktion, die den Erziehungswissenschaftler Ulrich Steinmüller auf den Schild gehoben hatte, mußte eine knappe Niederlage einstecken.30 Stimmen bekam der im Vizepräsidentenamt seit 1985 erprobte Steinmüller - eine Stimme zuwenig, um in den nächsten vier Jahren die Geschicke der TU zu bestimmen. Sein Konzept umriß Ewers kurz vor der Wahl in wenigen Sätzen: Die Technische Universität müsse in der jetzigen Situation deutliche Signale nach außen senden.Die TU liege nicht im Sterben, sondern wolle sich aufrappeln, um eine Universität von Glanz zu werden.Ziel ist, sich auf Schwerpunkte von nationaler und internationaler Ausstrahlung zu konzentrieren, die Ewers Centers of excellence nennt und die in der Lage sein sollen, eine Elite von Studenten anzuziehen, die aber auch für die Wirtschaft so interessant sein müßten, daß sie private Geldgeber anlocken.Leiten läßt sich Ewers von dem Bild des Ingenieurs, der nicht nur über technisches Fachwissen verfügt, sondern auch im Team arbeiten kann sowie über Kenntnisse der sozialen Zusammenhänge und der Kultur verfügt. Bei der Entwicklung dieser Konzeption geht Ewers von den technischen Disziplinen aus, aber es werde auch mit ihm als Präsidenten "kein Zurück zur Technischen Hochschule Charlottenburg" geben.Den Geisteswissenschaften will Ewers auch künftig eine starke Stellung einräumen, wobei er an die Erhaltung selbst von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen denkt.Die Begründung: Eine Universität könne nur existieren, wenn sie ihren wissenschaftlichen Nachwuchs selbst ausbildet und das könne sie nur in Studiengängen.Aber ob die Grundschullehrerausbildung an der TU noch eine Zukunft haben wird - darüber will er nachdenken. Kurzfristig müsse sich die Hochschule darüber klarwerden, wie sie in mittlerer Sicht in den nächsten zehn Jahren aussehen solle.Jetzt stünden bei den Professoren aus Altersgründen zahlreiche Neuberufungen an.Angesichts der knapper werdenden Mittel dürfe die TU bei den Neuberufungen die "Eier nicht in falsche Körbe legen". Möglichst schnell will Ewers mit dem Berliner Senat über die Ausgestaltung des künftigen Vertrags verhandeln mit dem Ziel, für die Hochschulen eine Mindestgarantie im Haushalt für sieben bis zehn Jahre zu erhalten.Außerdem müsse es für die Umstellungsperiode bei der Verringerung der Studienplätze und der Stellen eine Übergangsfinanzierung geben und eine Ausfinanzierung der Personalhaushalte.Sonst könne es nicht gelingen, die neuzuberufenden Professoren für die TU der Zukunft auszustatten.Der Berliner Senat müsse lernen, die Technische Universität "nicht wie einen Verein zu behandeln, der Broschüren herstellt". Mit Ewers hat der radikalere Kandidat gewonnen.Statt wie bisher an der TU den Konsens in einer Großen Koalition zu suchen, will er für seinen Kurs der radikalen Veränderung wohl nur mit knappen Mehrheiten regieren.Zumindest im Präsidententeam möchte er Freunde vorfinden, die seinem Konzept folgen.Da zur Zeit auch die Gremien an der TU gewählt werden, muß sich erst zeigen, ob es für die Konservativen und die Mitte im Akademischen Senat und Konzil künftig zur Mehrheit reichen wird.

UWE SCHLICHT

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