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Gesundheit: Schachmatt, Marie!

Suter ist erbarmungslos. Er setzt die Leser in einen Zug, und sie wissen genau, dass er gegen die Wand fahren wird, nur nicht, wo, wie und wann.

Suter ist erbarmungslos. Er setzt die Leser in einen Zug, und sie wissen genau, dass er gegen die Wand fahren wird, nur nicht, wo, wie und wann. Los geht’s. Unerbittlich auf die Katastrophe zu.

David, ein unscheinbarer Kellner im Szenelokal, findet ein Manuskript: eine traurige Liebesgeschichte aus den 50er Jahren. Um Marie, die er aus der Ferne verehrt, zu beeindrucken, gibt er ihr den Roman: als seinen. Diese schickt ihn an einen Verlag, er wird zum Bestseller, ein alter Mann gibt sich als Autor zu erkennen… „Lila, Lila“ ist, wie so oft bei Suter, eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Und eine Liebesgeschichte, auch wenn der Leser am Ende zweifelt, ob die Menschen zur Liebe wirklich fähig sind. Und ein Roman über den Literaturbetrieb. Nur die Namen der Verlage und Kritiker sind erfunden, der Rest ist Wahrheit: Selten wurde die Tristesse der Lesereise durch die Provinz so eindringlich beschrieben.

Manchmal überkommt einen das Gefühl, als habe der Schweizer die Fabel wie ein Schachspiel konstruiert. Aber kaum kommen Zweifel auf, weiß Suter seine Leser wieder zu packen. Ja, der Zug donnert gegen die Wand. Und anders als man vermutet hat.

Martin Suter: Lila, Lila. Roman. Diogenes Verlag, Zürich, 352 Seiten, 21,90 €.

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