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Gesundheit: Sinn machen (Kommentar)

"Macht keinen Unsinn!", ruft die besorgte Mutter ihren Kindern nach.

"Macht keinen Unsinn!", ruft die besorgte Mutter ihren Kindern nach. Vielleicht hätte sie richtiger: "Macht keinen Unfug!" gesagt, aber jeder versteht doch, was sie meint. Unsinn kann man anstellen, Unfug machen. Aber weder Sinn noch Fug lässt sich mit Fug und Recht sagen. Woher kommt dann die merkwürdige - im Deutschen lange Zeit unbekannte - Formulierung: "Das macht Sinn"? Natürlich kommt sie aus dem Englischen. "This makes sense". Das Großwörterbuch von Langenscheidt bietet für den englischen Ausdruck zwei Übersetzungen an: "Das hat Hand und Fuß" oder "Es klingt plausibel". Da niemand selbst "Sinn machen" kann, muss ein unbestimmtes "Es" als Subjekt dafür herhalten. Aber wer oder was ist damit gemeint? Für den philosophisch vorbelasteten deutschsprachigen Mitmenschen ist Sinn etwas, das sich finden lässt, das man durch Interpretation "herausfindet", aber kaum etwas, das "es macht". Die Formulierung ist aber nun einmal populär, und noch so viele kritische Sprachglossen werden sie kaum wieder verschwinden lassen. Das Motiv? Es klingt zupackend und energisch, weit eindrucksvoller als "Das hat Hand und Fuß." oder "klingt plausibel". Man will nämlich nachdrücklich betonen, wie großartig und sinnvoll etwas sei oder auch wie nützlich! "Es macht Sinn, wenn eine große Volkspartei jetzt endlich eine Frau an ihre Spitze gewählt hat!" Das klingt eindrucksvoll und unwiderlegbar. Wie viel blasser wäre die nüchterne Feststellung, die Wahl einer Frau an die Spitze dieser Partei war plausibel! Jedenfalls haben die Delegierten des CDU-Parteitages "keinen Unsinn gemacht" - und damit wären wir wieder beim üblichen umgangssprachlichen Alltagsdeutsch angelangt. Das zumindest lässt sich mit Fug und Recht sagen.

Iring Fetscher

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