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Gesundheit: So wird Berlin ein Top-Uni-Standort

Finanzsenator Thilo Sarrazin antwortet auf die Abrechnung der drei Universitätspräsidenten

Am Dienstag haben die Universitätspräsidenten von FU, TU und HU versucht, Aussagen meines Interviews im Tagesspiegel zu widerlegen. So werfen sie mir vor, unseriöse Zahlen zu verwenden. Das tue ich nie. Auch wenn die Ergebnisse nicht immer auf Wohlwollen stoßen, sind sie doch eine korrekte Darstellung der Wirklichkeit.

So ist ein Vergleich der Berliner Universitätsausgaben auch mit Flächenländern nicht nur angemessen, sondern sogar geboten, da die Zuwendungen an die Hochschulen Ländersache ist. Nicht z.B. München muss für die Hochschulen in München die Kosten tragen, sondern der Freistaat Bayern.

Immerhin räumen die Präsidenten ein, dass Berlin höhere Kosten in der Lehre aufweist als Hamburg (56 Prozent mehr!). Wenn sich aber nicht einmal das reiche Hamburg so hohe Ausgaben wie das arme Berlin leistet (insgesamt 1,4 Milliarden Euro!) und die Präsidenten auch die Gegenüberstellungen mit den Flächenländern (auch hier liegen Berlins Kosten in der Lehre weit höher) scheuen, wird Berlin als unvergleichlich dargestellt. Dies passt insofern, als unsere Stadt wohl auch deshalb in eine so unvergleichlich dramatische finanzielle Situation getrudelt ist. Im Übrigen benutzt die Finanzverwaltung für die Erhebungen die Zahlen des Jahres 2000, da diese die aktuellste und einzige statistische Grundlage bilden.

Weiterhin behaupten die Präsidenten:

„Dass es trotz eines massiven Stellenabbaus keine nominellen Zuschusssenkungen (. . .) gab, ist auch die Folge von Inflationsausgleich, Tarifanhebungen und gestiegene Versorgungslasten. Von einem Zuwachs kann keine Rede sein."

Wer die Zahlen der Zuschussentwicklung nicht bestreitet und den Zuwachs u.a. damit begründet, dass in den 90er Jahren HumboldtUniversität, Charité und FHTW auf- und ausgebaut wurden, um dann zu dem Ergebnis zu kommen, dass es keinen Zuwachs für den Hochschulstandort Berlin gegeben habe, muss sich die Konsistenz seiner Argumentation vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Die Präsidenten behaupten weiter, Fachhochschulen seien nicht billiger als Universitäten.

Von den Ausbildungskosten abgesehen, sind die Absolventen oft marktgängiger. Sie haben auch durchweg kürzer studiert und kosten das Land Berlin im Vergleich lediglich rund ein Drittel gegenüber einer Universitätsausbildung. Dies ist auch einleuchtend, wenn man bedenkt, dass FH-Professoren nicht nur in der Besoldung niedriger eingestuft sind, sondern auch wesentlich mehr Wochenstunden (Unis 6 bis 8, FH’s 18 Stunden) anbieten und zudem in der Regel ohne Mitarbeiter auskommen müssen. Eine Verlagerung von 20 000 Studienplätzen an die Fachhochschulen ergäbe ein Einsparpotenzial von 140 Mio Euro jährlich.

Ein weitere Behauptung der Professoren:

„Eine schon seit Jahren vorliegende Studie zeigt, dass in Berlin deutlich weniger Lehrer ausgebildet werden als es dem Bedarf der Stadt entspricht – von einem Überangebot kann keine Rede sein."

Bei der Lehrerausbildung stellen wir fest, dass die Studentenzahl jährlich bei rund 1300 liegt, während das Land im Jahresdurchschnitt etwa 800 Absolventen braucht. Jedem unvoreingenommen Betrachter dürfte sich der Unterschied erschließen. Eine immens hohe Studiendauer (jeder zweite Absolvent im WS 2001/2002 studierte 17 und mehr Semester!) sollte die Universitäten veranlassen, ein besonderes Augenmerk auf diesen Bereich zu richten.

„Studiengebühren für das Grundstudium sind durch das Hochschulrahmengesetz verboten und eine Änderung ist nicht in Sicht."

Studiengebühren sind selbstverständlich ein wichtiger Punkt, wenn es um die Finanzierbarkeit der Hochschullandschaft geht, die zudem auch ein für die Universitäten wichtiges Qualitätsregulativ sein können. Sie dürfen kein Tabu aus Opportunitätsgründen sein, um einer Diskussion mit den Studierenden aus dem Wege zu gehen. Gerade für Wissenschaftler sollte eine Regelung im Hochschulrahmengesetz nicht gleichbedeutend mit einem Denkverbot sein. Der Hinweis auf das erst seit einem Jahr bestehende Verbot ist kein inhaltliches, sondern ein rechtspositivistisches Argument. Das Gesetz kann geändert werden.

„Die Drohungen des Finanzsenators veranlassen die besten Köpfe, dreimal nachzudenken, ob sie das Risiko Berlin akzeptieren sollen."

Die besten Köpfe orientieren sich an Klasse, nicht an Masse. Die optimale Ausstattung besonders wichtiger Bereiche verbessert den Ruf eines Standorts nachhaltig, während das Prinzip des „überall ein bisschen" eher das Gegenteil bewirkt. Auch hier gilt: Konzentration auf die Stärken, Bündelung der Kräfte! Berlin leistet sich im Hochschulbereich 73 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. Selbst wenn wir nur 50 Prozent mehr ausgeben würden als anderswo, könnte Berlin bei entsprechender Umstrukturierung zu den Top-Standorten Europas gehören.

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