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Gesundheit: Studenten können Deutsch: Was Hochschüler heute von der Universität erwarten - und was sie zu bieten haben

Ein Blick in aktuelle Stellenanzeigen beweist: EDV-Kenntnisse und Teamfähigkeit sind heutzutage Grundvoraussetzungen für jeden Job, egal ob als Lektor, Psychotherapeut, Kindergartenfachberater oder Berechnungsingenieur. Den universitären Nachwuchs scheint das nicht weiter zu beeindrucken.

Ein Blick in aktuelle Stellenanzeigen beweist: EDV-Kenntnisse und Teamfähigkeit sind heutzutage Grundvoraussetzungen für jeden Job, egal ob als Lektor, Psychotherapeut, Kindergartenfachberater oder Berechnungsingenieur. Den universitären Nachwuchs scheint das nicht weiter zu beeindrucken. Denn Neue Medien und Teamarbeit stehen bei Studienanfängern nicht an erster Stelle ihrer Studienziele. Stattdessen herrschen traditionelle Berufsbilder vor. Das hat das Hochschul-Informations-System HIS bei einer Umfrage im Wintersemester 1998/99 unter Studienanfängern herausgefunden. Weitere Ergebnisse: Über die Hälfte der Erstsemester hat Bedenken, ob sie den Anforderungen des Studium gewachsen sind. Gut ein Drittel fühlt sich nur unzureichend durch die Schule auf die Universität vorbereitet.

Besonders ausgeprägte EDV-Muffel sind angehende Mediziner, Juristen und Lehrer. Weniger als ein Drittel dieser Studienanfänger erwarten durch ihr Studium einen besseren Umgang mit elektronischen Medien. Durchschnittlich sind es immerhin 54 Prozent aller Universitätsstarter. Die Verbesserung der eigenen Teamfähigkeit steht mit 56 Prozent nur geringfügig höher im Kurs. Vor allem künftige Ingenieure und Naturwissenschaftler können mit sogenannten Soft Skills wenig anfangen. Stattdessen stehen Fachkenntnisse (96 Prozent) und intellektuelle Fähigkeiten (80 Prozent) bei Studienanfängern an erster Stelle. Schon beim Blick über den Tellerrand des eigenen Faches hört der Wissensdurst bei den meisten allerdings auf: Wenig mehr als die Hälfte gibt fächerübergreifende Kenntnisse als Studienerwartung an.

Die Computer-Zurückhaltung verwundert angesichts einer weiteren HIS-Studie, die im gleichen Zeitraum unter Studienanfängern durchgeführt wurde. Danach beklagten 47 Prozent, durch die Schule nur unzureichende Computerkenntnisse erhalten zu haben. Insgesamt stellten Studienanfängern ihren Schulen ein zwiespältiges Zeugnis aus: 29 Prozent schätzten ihren allgemeinen schulischen Wissensstand als unzureichend für die Universität ein - 37 Prozent als gut. Noch bedenklicher stimmt, dass mindestens jeder dritte Studienanfänger vor der Immatrikulation unzulängliche Vorstellungen von den Anforderungen und Bedingungen seines gewählten Studiengangs hat. Hohe Abbrecherzahlen sind so vorprogrammiert.

Angesichts solcher Ergebnisse erstaunt es nicht, dass über 50 Prozent der Befragten Bedenken haben, ob sie den Anforderungen und Prüfungen ihres Studiums gewachsen sind. Die ersten Erfahrungen des Unialltags werden diese Sorgen nicht zerstreuen. Vor allem Studienanfänger an Universitäten beklagen mangelnden Kontakt zu ihren Dozenten: Nur 35 Prozent bezeichnen diesen als gut. Überfüllte Lehrveranstaltungen und wenig praxisorientierte Studieneinführungen sind weitere Kritikpunkte. Fachhochschulen bieten da aus Sicht der Studierenden bessere Arbeits- und Lernbedingungen - dort haben mehr als die Hälfte (52 Prozent) einen guten Kontakt zu ihren Lehrkräften. Die zweite große Sorge von Studienanfängern betrifft die beruflichen Chancen nach dem Studium: Vor allem Geisteswissenschaftler sind skeptisch, ob ihr Studium in einer Beschäftigung enden wird, die ihnen zusagt.

Immerhin: Die Deutschkenntnisse von Studienanfängern, oft beklagt und ebenfalls unabdingbar für alle Berufssparten in diesem Land, sind besser als ihr Ruf. Zumindest in der Selbsteinschätzung der Befragten. 81 Prozent der Erstsemester glauben, ihre Universitätslaufbahn mit guten Grammatik- und Rechtschreibkenntnissen zu starten.

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