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Gesundheit: Studieren für den Frieden

Auf Bürgerkriege wie in Ruanda und Burundi, in Angola oder im Kosovo schaut die Welt meist nur solange, wie Blut fließt. Aber was passiert danach?

Auf Bürgerkriege wie in Ruanda und Burundi, in Angola oder im Kosovo schaut die Welt meist nur solange, wie Blut fließt. Aber was passiert danach? Wer schlichtet zwischen Verfolgten und Verfolgern, Rebellen und Bevölkerung, wenn der Konflikt zumindest offiziell beigelegt ist? Sozialarbeiter? Entwicklungshelfer? Oder Psychologen?

Die Berliner Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ASFH) bietet einen bislang einmaligen Aufbaustudiengang an - „Master in Social Work - Intercultural and Conflict Management". Die Studenten, die bereits einen Abschluss in einem sozialwissenschaftlichen Fach haben sollten, lernen innerhalb von zwei Theoriesemestern Grundlegendes über Völkerrecht, Migration, Konfliktursachen und interkulturelle Kommunikation. Und natürlich eine Sprache nach Wahl - Serbisch, Schwedisch oder Suaheli.

Rund vierzig von über hundert Bewerbern pro Semester nimmt die ASFH auf, einige von ihnen kommen aus den Krisenregionen Afrikas, Asiens und Südosteuropas. Sie haben die Aggressionen verfeindeter Warlords, blindwütige Massaker und Chaos häufig am eigenen Leib erfahren. Der Vorteil für die ausländischen Studierenden: Den größten Teil des Studiums können sie in ihrer Heimat absolvieren, denn der Unterrichtsstoff wird in einer Mischung aus dreimonatigen Internetseminaren und sechswöchigen Präsenzphasen gelehrt.

Zu theoretisch? Stimmt, da die „interkulturellen Sozialarbeiter" schlecht vom Schreibtisch aus den Frieden dirigieren können, verbringen die Studenten das zweite Semester im Ausland, zum Beispiel bei der UN-Flüchtlingshilfe in Genf. Oder in Spanien bei einer Organisation, die illegale Einwanderer betreut. Oder, oder, oder - Konflikte gibt es auf der Welt leider genug. Auch in Deutschland. So testen die ausländischen Studenten ihre Praxisfestigkeit bei der Flüchtlingshilfe und bei Integrationsprojekten in Berlin und Brandenburg. Die Kernfrage lautet stets: Wie kann man Gruppen, die bis aufs Blut verfeindet sind, wieder friedlich zusammenführen?

Bislang finanziert die ASFH den Studiengang zum größten Teil über Fördermittel vom DAAD. Wenn dieser jedoch Mitte 2003 den Geldhahn zudreht, dann müssen die Studierenden die Kosten selber übernehmen, voraussichtlich 2000 Euro pro Semester. Hoffentlich lassen sich davon nicht zu viele zukünftige „Konfliktschlichter" beirren, die Welt braucht sie schließlich noch. Für die kleinen und die großen Konflikte. Juliane von Mittelstaedt

Mehr zum Thema im Internet unter:

www.asfh-berlin.de

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