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Gesundheit: Torten und Terror

„Sehsüchte“: Das studentische Filmfestival beginnt

Es ist Muttertag auf Kuba, und traditionell bekommen die Mütter auf der Insel an diesem Tag eine Torte geschenkt. Am frühen Morgen stehen die Menschen in Havanna Schlange vor den Bäckereien. In dem Kurzfilm „La vida dulce“ verfolgt Bettina Blümner den Weg der Torte vom Backofen über die Ladentheke und den Transport auf dem Fahrrad nach Hause, wo sie verspeist werden – im Wohnzimmer oder gleich auf der Straße. Es ist ein Film von poetischer Kraft und eine Liebeserklärung an das kubanische Alltagsleben.

„La vida dulce“, zu sehen am 27. April um 22 Uhr im Thalia-Kino in Potsdam-Babelsberg, ist einer der Filme, die das internationale Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ vom 26. April bis 1. Mai präsentiert. Die Sehsüchte, 1971 als „FDJ-Filmtage“ gegründet und nach der Wende wieder belebt, haben sich inzwischen zum größten studentischen Filmfest Europas ausgewachsen. 10000 Menschen fanden letztes Jahr den Weg nach Babelsberg, auch dieses Jahr sollen es wieder so viele werden.

Von den über 1000 eingereichten Filmen bekommen die Besucher 111 zu sehen: 66 Spiel-, 20 Dokumentar-, 21 Animations- und vier Experimentalfilme. Jurys, denen etwa der Schauspieler Ulrich Matthes und der Regisseur Hans-Dieter Grabe angehören, werden Preise in acht Kategorien vergeben, darunter der Deutsche Nachwuchsfilmpreis und der Preis gegen Ausgrenzung.

Nur neun Filme wurden von „Konrad Wolf“-Studenten gedreht, die Mehrzahl stammt von anderen deutschen und europäischen Regisseuren, aber auch aus Brasilien, USA, China und Israel. So schockiert der Kurzfilm „Kvish“ von Nadav Lapid, weil er den Zuschauer in die brutale Realität des Nahostkonflikts wirft: Palästinensische Angestellte nehmen ihren Chef, einen israelischen Bauunternehmer gefangen. Ein Arbeiter liest die Grausamkeiten vor, die Israelis ihm und seinem Volk angetan haben. Der Unternehmer schlottert vor Todesangst: Er selber ist sich keiner Schuld bewusst, und hat er nicht seinen Angestellten eine Existenz ermöglicht?

Terror, ob in staatlicher oder individueller Form, ist eines der Themen der „Sehsüchte“ – es gibt viele andere. Die 25 thematischen Blöcke tragen Namen wie „Unterwegs“, „Krank“ oder „Bunt“. Festivalleiterin Stefanie Eckert sagt: „Viele Filme beschäftigen mit Identität und Identitätssuche, mit Sexualität und mit der Frage: Wie komme ich mit anderen Leuten klar?“ Typische Themen für junge Filmemacher. In „Wackelkontakt“ von Felix Engel (27. April, 19 Uhr) geht es um zwei behinderte Jugendliche, die sich kennen lernen wollen. „Lena“ von Christina Schiewe (29. April, 19 Uhr) erzählt von einer 13-Jährigen, die erste sexuelle Erfahrungen auf dem Jahrmarkt macht. „89 Millimeter“ von Sebastian Heinzel (30. April, 21 Uhr) ist ein Film über den Alltag von Teenagern in der letzten europäischen Diktatur in Weißrussland.

Informationen im Internet:

www.sehsuechte.de

www.thalia-potsdam.de

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