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Gesundheit: Trauer verkürzt das Leben

Nach dem Tod eines Kindes sterben verwaiste Eltern rascher

„Die Mutter hat der Trauer gepflegt, bis müde sie selbst sich ins Grab hat gelegt“, schrieb Adalbert von Chamisso. Dass es ganz besonders schwer ist, den Tod eines eigenen Kindes zu verwinden, wissen Dichter und Psychologen. Nun sind dänische Forscher der Frage nachgegangen, ob die Trauer um ein verstorbenes Kind die Eltern ein Leben lang begleitet, ihr eigenes Leben messbar verkürzt. Ihre Auswertung der Daten von 21062 dänischen Eltern, die zwischen 1980 und 1996 ein Kind verloren, und 293745 Vergleichsfamilien führte zu einer eindeutigen Bejahung dieser Frage.

Die Bilanz, die in der Fachzeitschrift „Lancet“ (Band 361, Seite 363) veröffentlicht wurde, ist vor allem bei den Müttern erschreckend. In den ersten drei Jahren nach dem Tod eines Kindes (ausgewertet wurden alle Todesfälle von der Geburt bis zu einem Alter von 18 Jahren) starben die Mütter fast viermal so häufig eines unnatürlichen Todes: Sie nahmen sich das Leben oder verunglückten bei Unfällen.

Bei den Vätern lag diese Rate niedriger, war aber ebenfalls deutlich erhöht. Das Risiko der Väter, in den folgenden Jahren eines natürlichen Todes zu sterben, war nicht erhöht. Anders bei den Müttern: Neun bis 18 Jahre nach dem Verlust des Kindes starben auffallend viele von ihnen. Besonders gefährdet waren Frauen, die ihr einziges Kind verloren hatten oder deren Kind infolge eines Unfalls oder eines Verbrechens plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.

Das erhöhte Risiko für die Mütter hätte leicht unbemerkt bleiben können. Da bis zu ihrem Tod oft mehr als ein Jahrzehnt vergeht, wird oft kein Zusammenhang zum Verlust des Kindes hergestellt. Während die Mütter zu diesem Zeitpunkt noch jung und gesund sind, sterben trauernde Witwen und Witwer, die selbst schon krank sind, oft kurz nach dem Tod ihres Partners.

„Der Langzeiteffekt auf die Sterblichkeit der Mütter könnte durch Veränderungen im Lebensstil mitverursacht sein", vermuten die dänischen Epidemiologen. Neben Alkohol und Nikotin könnten das Aufgeben von Hobbys und die Achtlosigkeit bei der Ernährung eine Rolle spielen, ganz zu schweigen von den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Psyche und Immunsystem.aml

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