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Gesundheit: Triumph der Tradition

Unter den Kandidaten für den Elite-Status ist nur Bochum eine echte Überraschung

Die erste Entscheidung in der zweiten Runde des Elitewettbewerbs ist gefallen: Acht Universitäten sind für das Finale im Kampf um den Elitestatus nominiert – das sind zwei Finalisten weniger als in der ersten Runde. Wir stellen die neuen Kandidaten vor.

Humboldt-Universität Berlin

Im zweiten Anlauf hat es jetzt auch die Mutter der modernen Universität in die Endrunde geschafft – nachdem sie in der ersten Staffel zu ihrem großen Entsetzen bereits in der Vorrunde ausschied. In ihrem völlig überarbeiteten Zukunftskonzept will die HU die alten Humboldtschen Universitätsideen ins 21. Jahrhundert übersetzen. Im Mittelpunkt sollen dabei die Lebenswissenschaften stehen. In dem Bereich konnte die HU (30 200 Studierende, 360 Professoren) in der ersten Wettbewerbsrunde auch ihren einzigen Erfolg verbuchen: Die Graduiertenschule „Berlin School of Mind and Brain“ wurde von der Jury zur Förderung ausgewählt. Laut den meisten Rankings gehört die HU zu den forschungsstärksten Unis Deutschlands.

Freie Universität Berlin

Die FU ist erneut in die Endrunde eingezogen. Berlin ist damit die einzige Stadt, die noch zwei Kandidaten im Rennen hat. Auch die FU (mit 35 500 Studenten und 408 Professoren immer noch die größte Uni in Berlin) landet in vielen Forschungsrankings weit vorne, beim Förderranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und in der Rangliste des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) jeweils knapp hinter der HU. Laut den Leistungskriterien des Berliner Senats ist sie dagegen die stärkste Hochschule der Hauptstadt. Mit ihrem Elitekonzept will sich die FU als „Internationale Netzwerkuniversität“ profilieren. Wie die HU konnte auch die FU bisher nur eine Graduiertenschule im Elitewettbewerb gewinnen – im Bereich Nordamerikastudien.

Universität Freiburg

Freiburg gehört – wie die FU, Heidelberg und Aachen – zu den Kandidaten, die bereits 2006 in die Endrunde im Kampf um den Elite-Status einzogen, dort aber unterlagen. Die Albert-Ludwigs-Universität ist laut CHE die forschungsstärkste mittelgroße deutsche Hochschule (22 000 Studenten, 469 Professoren). Knapp zwei Drittel der Fachbereiche sind demnach Spitze in Deutschland. In der ersten Auflage des Wettbewerbs konnten die Badener zumindest in einer der beiden anderen Förderlinien punkten und eine Graduiertenschule im Bereich der Biomedizin gewinnen.

Universität Heidelberg

Ein Scheitern Heidelbergs in der Vorrunde wäre eine Überraschung gewesen: Schließlich wurde die älteste Universität (gegründet 1385) auf deutschem Boden bereits von den Spitzen von DFG und Wissenschaftsrat als starke Kandidatin für die zweite Runde genannt. Die Uni ist bis heute eine der bekanntesten im Ausland, „The Heidelberg Way“ hat die Ruprecht-Karls-Universität ihr Zukunftskonzept selbstbewusst getauft. Die Uni (27 200 Studenten, 400 Professoren) ist in allen Rankings ganz oben zu finden. Einen wichtigen Schritt in Richtung Eliteuni hat Heidelberg bereits in der ersten Runde getan. Die Uni brachte eine Graduiertenschule sowie ein Forschungscluster durch – nach den Wettbewerbsregeln qualifiziert sich für den Elitestatus nur, wer mindestens je einmal in den beiden anderen Förderlinien siegt.

Universität Konstanz

Die kleinste unter den Kandidatinnen: Nur 10 400 Studierende sind am Bodensee eingeschrieben, 183 Professoren forschen hier. Konstanz hat in der ersten Runde das einzige geisteswissenschaftliche Forschungscluster durchgebracht, überstand in der Konkurrenz um den Elitestatus aber nicht die Vorrunde. Stark sind die Konstanzer beim Einwerben der wichtigen Drittmittel: Laut DFG-Förderranking werben unter den Kandidatenunis nur die Aachener Professoren pro Kopf mehr Geld ein als die Kollegen aus dem Süden. Konstanz ist neben Bochum die einzige der vielen im Rahmen der Bildungsexpansion in den sechziger und siebziger Jahren gegründeten Unis, die noch im Rennen ist.

RWTH Aachen

In der ersten Runde wurde Aachen zwar nicht Elite-Uni, war aber in den beiden anderen Förderlinien mit zwei siegreichen Forschungsclustern und einer Graduiertenschule nach der Uni München die zweiterfolgreichste Hochschule. Wie Heidelberg wird sie als Favoritin gehandelt. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (30 000 Studierende, knapp 400 Professoren) gilt als die forschungsstärkste technische Uni Deutschlands – und ist die einzige unter ihnen, die noch im Rennen ist. Das Zukunftskonzept steht unter dem Motto „Von der Idee bis zum Produkt“: Ergebnisse der Grundlagenforschung sollen schneller zu marktreifen Waren gemacht werden.

Ruhr-Universität Bochum

Mit der Ruhr-Universität Bochum (17 000 Studenten, 450 Professoren) ist noch eine zweite Hochschule des bevölkerungsreichsten Bundeslandes unter den Elite-Kandidaten. Im CHE-Forschungsranking rangiert die Uni im Mittelfeld, auch im Elitewettbewerb schnitt sie bisher eher mäßig ab. Gemessen an der Zahl der Sonderforschungsbereiche belegt Bochum dagegen einen starken dritten Platz. Positiv bewertet wurde der „Research Campus“. Die Idee sieht vor, dass sich die Fakultäten auf die Lehre konzentrieren. Geforscht wird dagegen in fächerübergreifenden Abteilungen. Akademisches Miteinander ohne Hierarchien und die Konzentration auf Forschung sollen gefördert werden.

Universität Göttingen

Harvard & Co versucht Göttingen bereits seit Jahren nachzueifern: 2003 wurde die Georg-August-Universität vom Land Niedersachsen in eine Stiftungsuni nach dem Muster der amerikanischen Elitehochschulen umgewandelt. Anders als die US-Vorbilder finanziert sich Göttingen größtenteils aus Staatszuschüssen und nicht aus Stiftungsvermögen. In der ersten Runde bewilligte die Jury den Ausbau des DFG-Forschungszentrums „Molekularphysiologie des Gehirns“ zu einem Exzellenzcluster. Mit dem Elite-Konzept scheiterte Göttingen damals vorzeitig. Laut CHE gehört die Uni (24 400 Studierende, 420 Professoren) zu den forschungsstärksten Deutschlands.

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