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Gesundheit: Überschätzter Erreger

Bakterien sind offenbar nicht am Herzinfarkt beteiligt

In den letzten Jahren machte unter Herzspezialisten die Theorie Furore, nach der ein Bakterium Ursache für Herzinfarkte sein könnte. Diese Annahme ist nun widerlegt worden, wie Ärzte auf dem Europäischen KardiologenKongress in München berichteten. In zwei Studien konnte kein Zusammenhang zwischen Keimen und Herzattacke festgestellt werden.

Des Herzinfarkts verdächtig war das Bakterium Chlamydia pneumoniae. Es führt zu Atemwegserkrankungen. Es wurde aber auch in Herzkranzgefäßen gefunden, in jenen Blutgefäßen also, die beim Infarkt verstopfen. Manche Mediziner vermuteten, dass das Bakterium in der Gefäßwand eine chronische Entzündung hervorruft, durch die das Gefäß sich verengt, bis es ein Blutgerinnsel verschließt. Gestützt wurde die Hypothese durch die Tatsache, dass sich bei mehr als der Hälfte aller Herz-Patienten im Blut die „Fußspuren“ einer früheren Chlamydien-Infektion finden. Bei Gesunden sind es nur fünf Prozent.

Christopher Cannon von der Harvard Medical School in Boston gab 4000 herzkranken Patienten ein Jahr lang entweder ein Antibiotikum – ein Mittel gegen Chlamydien – oder eine wirkungslose Zuckerpille. Nach einem Jahr war das Ergebnis in beiden Gruppen gleich. Jeweils jeder vierte Patient war gestorben. „Die Tür zur Antibiotika-Theorie ist geschlossen!“, lautet Cannons Fazit.

Ein ganz ähnliches Ergebnis hatte die zweite auf dem Kongress vorgestellte Untersuchung. Auch in dieser Studie bekamen 4000 Herzpatienten über ein Jahr entweder ein Antibiotikum oder ein Scheinmedikament. Das Ergebnis: 22 Prozent der Kranken waren nach einem Jahr gestorben, zwischen beiden Gruppen gab es keinen Unterschied. Brent Muhlestein von der Utah School of Medicine (Salt Lake City), einer der Studienleiter, glaubt dennoch, dass Chlamidien eine Rolle beim Herzinfarkt spielen. Die Antibiotika-Behandlung komme jedoch einfach zu spät. wez

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