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Gesundheit: Universität in Trümmern

In den Semesterferien zieht es die Angehörigen der Berliner Hochschulen in die ganze Welt. Einige schreiben uns von unterwegs.

In den Semesterferien zieht es die Angehörigen der Berliner Hochschulen in die ganze Welt. Einige schreiben uns von unterwegs.

Liebe Kollegen, liebe Studenten,

ich bin mit einer Gruppe von Informatikern der TU Berlin nach Afghanistan aufgebrochen, um an der Universität von Kabul Vorbereitungen für die Einrichtung eines Rechnerzentrums zu treffen. Die Stadt ist gezeichnet von Kriegen und einer seit vier Jahren andauernden Dürre. Ganze Stadtteile wurden im Bürgerkrieg 1992-94 von den rivalisierenden Mudjaheddin-Gruppen zerstört. Man kann sich kaum vorstellen, dass Kabul vor 23 Jahren eine märchenhafte und doch moderne Stadt war, mit bunt bemalten Häusern und jungen Frauen in Miniröcken. Heute huschen verschleierte Frauen fast geisterhaft zwischen staubigen Lehmruinen durch das Verkehrschaos der Kabuler Straßen.

Ich traf einen iranisch-stämmigen dänischen Künstler, der sich für die Straßenkinder Kabuls engagiert und ein Konzert für sie organisierte. Gebannt folgten sie, die meist ihre Väter in den Kämpfen verloren haben und nun ihre Mütter versorgen müssen, den Klängen der Instrumente – eine berührende und motivierende Begegnung. Auf dem Campus der Universität, einer Oase der Ruhe, spürt man neben der Zerstörung auch die Niedergeschlagenheit der Dozenten, denn die Kabuler Universität wurde von einer der renommiertesten Universitäten im mittleren Osten in die Steinzeit katapultiert. Doch werden einige der Kinder, die dem Konzert zuhörten, später die Computer bedienen.

Viele Grüße von Gregor Rojec-Goldmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin, Fakultät IV - Elektrotechnik und Informatik

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