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Gesundheit: Unterwegs zur digitalen Fabrik

Das Institut für Werkzeugmaschinen der TU-Berlin wird 100 Jahre alt

Günter Spur gilt als Wegbereiter der automatisierten Fabrik. Viele Jahre leitete er das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TUBerlin. Heute, zum 100. Geburtstag des Instituts, hält er den Festvortrag.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte des Instituts bereits am 20. Juli 1904, als Kaiser Wilhelm II. die Ernennungsurkunde für den Maschinenspezialisten Georg Schlesinger unterschrieb. Dieser baute in den folgenden Jahren an der Technischen Hochschule in Charlottenburg einen Lehrstuhl für Fabrikanlagen und Werkzeugmaschinen auf, der erste seiner Art in Deutschland. Der damals 30-Jährige gründete zudem ein Versuchslabor, um die Fertigungstechnik wissenschaftlich zu analysieren und Prototypen zu bauen. 1933 musste Schlesinger wegen seiner jüdischen Herkunft emigrieren. Er ging nach England, mit ihm eine Reihe jüdischer Mitarbeiter.

Im November 1943 wurde das Institut dann durch alliierte Bomber zerstört. Die meisten Geräte und Maschinen aus dem Versuchsfeld gingen in den Kriegswirren verloren. Der Wiederaufbau dauerte fast 20 Jahre. 1965 wurde Günter Spur auf den verwaisten Lehrstuhl berufen. Mit ihm trat eine neue Generation von Ingenieuren an, um die Produktionstechnik mit der elektronischen Datenverarbeitung zu verbinden. Die deutsche Industrie, vor allem die Automobilindustrie und der Werkzeugmaschinenbau, erreichten die höchsten Produktivitätszahlen in der Welt, wurden zum Exportmotor und Träger des Wohlstands.

Das IWF konzentrierte sich auf numerische Steuerungen, auf computergestütztes Design und Produktion (CAD/CAM) sowie anwendungsnahe Programmiersprachen für die Industrie. 1969 entstand der erste Sonderforschungsbereich an der TU Berlin zu „Produktionstechnik und Automatisierung", den Spur leitete. Er gründete 1976 auch das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. 1986 bezogen die beiden Institute der TU und Fraunhofer-Gesellschaft einen Neubau in Charlottenburg, das heutige Produktionstechnische Zentrum (PTZ).

Von Mitte der 80er Jahre an lieferte das Doppelinstitut Ideen für die Automatisierung und die rechnerintegrierte Produktion und zur Steuerung von Industrierobotern. Nach der Wiedervereinigung war aber auch das PTZ von der Rezession im deutschen Maschinenbau betroffen. Zwischen 1991 und 1994 sackte die Produktion in dieser Branche um fast 50 ab, die Beschäftigung um etwa 30 Prozent ab. Mit dem Computer Integrated Manufacturing (CIM) entwickelte das IWF ein neues System zur rechnergestützten Verknüpfung aller Phasen des Produktionsprozesses. Es war maßgeblich am Umbau der Wirtschaft in den neuen Bundesländern beteiligt.

1997 folgte Eckart Uhlmann dem mittlerweile pensionierten Günter Spur. Das PTZ konzentriert sich heute auf neue Technologie und Managementmethoden für den industriellen Fabrikbetrieb. Die Wissenschaftler arbeiten an der „digitalen Fabrik“, in der alle Abläufe von der Entwicklung eines Produkts über die Fertigung bis hin zum Kundenservice und der Entsorgung nach dem Gebrauch im Rechner vernetzt und optimiert werden.

Im Masterstudium „Global Production Engineering“ werden seit 1998 junge Leute für die globale Industriegesellschaft ausgebildet. „Einmal erworbene Marktführerschaft ist kein Garant für zukünftigen Erfolg“, sagt Uhlmann. „Um neue Arbeitsplätze zu schaffen, müssen die Unternehmen neue Werkstoffe, Werkzeuge, Fertigungsverfahren, Maschinen oder Prozessketten entwickeln – mit multidisziplinären Ansätzen und integrierten Lösungen.“ Mit rund 8,2 Millionen Beschäftigten ist das verarbeitende Gewerbe nach wie vor die wichtigste Säule der deutschen Wirtschaft.

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