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Gesundheit: Verflogen

Hartmut Wewetzer über den Rückgang der Lungenepidemie Sars Die Bilder haben sich eingeprägt. Menschen mit Mundschutz auf den Straßen Asiens, Menschen mit Angst vor einer verheerenden Epidemie: Sars.

Hartmut Wewetzer über den Rückgang der Lungenepidemie Sars

Die Bilder haben sich eingeprägt. Menschen mit Mundschutz auf den Straßen Asiens, Menschen mit Angst vor einer verheerenden Epidemie: Sars. Schon galt die Lungeninfektion als erste globale Seuche des 21. Jahrhunderts. Jetzt, nur wenige Monate später, ist die Virusepidemie aus den Schlagzeilen fast verschwunden – ein gutes Zeichen.

Die Krankheit scheint so schnell wieder zu gehen, wie sie gekommen ist. Am 20. Juni verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation WHO für die letzten Tage keine neuen Fälle mehr. Hongkong – neben dem chinesischen Festland die am schwersten betroffene Region – hat seit dem 2. Juni keine Infektion mehr gemeldet. Damit ist eine verhängnisvolle Kette unterbrochen. Denn schafft es das Virus nicht, sich in einer bestimmten Zeit weiterzuverbreiten, stirbt es aus.

Mit unglaublicher Schnelligkeit hat die biomedizinische Forschung auf die neue Gefahr reagiert. Der Erreger, ein aus dem Tierreich stammendes Coronavirus, wurde dingfest gemacht, ein Test entwickelt und das VirusGenom sequenziert. Die Wirkstoffsuche hat begonnen. Besonders erfreulich: In vielen Fällen waren deutsche Wissenschaftler ganz vorn mit dabei. Bei Aids dagegen dauerte es Jahre, bis nach Beginn der Epidemie endlich der Erreger gefunden wurde.

Der Triumph über Sars ist nicht so sehr das Werk der Molekularbiologie, sondern vielmehr ganz klassischer Instrumente der Seuchenmedizin. Dazu gehören strikte Quarantäne und gute Hygiene – aber erst, nachdem zu Beginn der Epidemie viele Ärzte und Schwestern sich angesteckt hatten, weil sie das Risiko unterschätzt hatten. Detektivische Spurensuche, zum Beispiel in der schwer heimgesuchten Apartmentanlage Amoy Gardens in Hongkong , führte zum Aufdecken der Übertragungswege.

Die WHO, einst wegen ihrer Schwerfälligkeit und ihrer überpolitisierten Bürokratie scharf kritisiert, hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Es ist auch ihrer Initiative und internationalen Koordinationsarbeit zu verdanken, dass Sars nun dem Ende entgegengeht. Und auch die Kommunikationstechnik hat bei der Bekämpfung ihre Rolle gespielt. Das Internet und das Handy waren einfach schneller als der Keim.

Die andere Frage ist, ob die Epidemie nicht doch wieder aufflammen könnte.

Es gibt viele Gründe, um weiterhin wachsam zu sein: Erneut könnten Sars-Viren vom Tier auf den Menschen überspringen; die Krankheit könnte saisonbedingt wiederkehren, so wie die Grippe; es könnte „stille“ Überträger geben, Menschen also, die nicht selbst erkranken. Und schließlich kann uns demnächst ein weiterer Erreger aus der Pandorabüchse der Natur bedrohen. Aber das Beispiel Sars zeigt, dass wir den Kampf gewinnen können.

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