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Gesundheit: Viel zu tun bei Bachelor und Master

In wenigen Monaten wollen die europäischen Staaten in London die Umsetzung des Bologna-Prozesses bilanzieren. Eigentlich müssten die Alarmglocken läuten.

In wenigen Monaten wollen die europäischen Staaten in London die Umsetzung des Bologna-Prozesses bilanzieren. Eigentlich müssten die Alarmglocken läuten. Nur noch drei Jahre bleiben bis zum Ziel, die große Studienreform im Zeichen von Bachelor und Master bis 2010 zu vollenden. Aber in Deutschland, wo man sich seit 1998 auf die Reform vorbereitet, sind von den 11 492 Studiengängen erst 5188 auf Bachelor und Master umgestellt worden. Das sind gerade einmal 45 Prozent des Studienangebots. Und erst 1697 neue Studiengänge – 33 Prozent – haben das Gütesiegel der Akkreditierung.

Auf einer Berliner Vorbereitungskonferenz für den im Mai stattfindenden Bologna-Gipfel bemühte sich jetzt der Staatssekretär im Bundesbildungsministerium (BMBF), Andreas Storm, Optimismus zu verbreiten. Seit der letzten Bilanzkonferenz 2005 habe es erhebliche Erfolge gegeben. Inzwischen beteiligen sich 45 Länder an der Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums. Auch der Berliner Staatssekretär Hans-Gerhard Husung gab sich optimistisch. Auf europäischer Ebene hätten sich verlässliche Strukturen entwickelt. Die Deutschen jedenfalls wollen auf der Londoner Konferenz schon über 2010 hinausblicken.

Warum aber werden die ernüchternden deutschen Zahlen ignoriert? Glauben die Politiker wirklich, dass bis 2010 noch weitere 55 Prozent der Studiengänge umgestellt werden? „Es wäre verheerend, jetzt drei Jahre vorher zu sagen, wir erreichen dieses Ziel nicht“, sagte Peter Greisler vom BMBF. Auch in anderen Ländern Europas werde bis 2010 nicht alles umgesetzt sein.

Wasser in den Wein goss auch die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel. Sie wies darauf hin, dass die Studenten in den neuen Studiengängen eine wesentlich bessere Betreuung brauchen als in den herkömmlichen Magister- und Diplom-Angeboten. Auf der einen Seite stünde dieser besseren Betreuung das geltende Kapazitätsrecht im Wege. Auf der anderen Seite stellten die Politiker für die Bachelor- und Masterreform nur unzureichende Mittel zur Verfügung. Der Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Christian Bode, bezweifelte, dass die Bologna-Reform die Studenten in Europa wirklich mobil machen werde. Die Studiengänge seien so komprimiert, dass ein Auslandssemester schwierig zu organisieren sei. Das Bachelorstudium solle nach britischem Vorbild bis zu vier Jahren dauern können, damit Studierende zumindest das fünfte Semester für einen Auslandsaufenthalt nutzen könnten.

Unterdessen hat der neue Chef der Kultusministerkonferenz, Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner, eine Initiative gegen den Akkreditierungsstau angekündigt. Im Rahmen eines „Exzellenzwettbewerbs für die Lehre“ könnten Hochschulen, die bei der Qualitätssicherung für die Lehre besonders erfolgreich seien, das „Recht zur Selbstakkreditierung“ erhalten. U.S., -ry

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