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Gesundheit: Warum kann man auf Glas kochen?

Auf den ersten Blick erscheint die Sache ziemlich durchsichtig. Man stellt das Ceran-Kochfeld an und sieht nach kurzer Zeit eine unter dem Glas liegende Heizspirale.

Auf den ersten Blick erscheint die Sache ziemlich durchsichtig. Man stellt das Ceran-Kochfeld an und sieht nach kurzer Zeit eine unter dem Glas liegende Heizspirale. Sie glüht. Rot. Wie aber erreicht die Wärme den Topf?

Der traditionelle Elektroherd hat Platten aus Gusseisen. Das Metall leitet die Wärme gut und gibt sie an Pfanne oder Kessel weiter. Glas dagegen ist ein ausgesprochen schlechter Wärmeleiter. Das kann jeder prüfen, der ein Ceran-Kochfeld besitzt: Direkt neben der Kochstelle bleibt das Glas kalt. Obwohl die Oberfläche aus einer zusammenhängenden Glasplatte besteht, breitet sich die Wärme darin kaum aus.

Dass der Topf trotzdem sogar schneller heiß wird, hat mit einer anderen Eigenschaft des Glases zu tun: Es ist für Wärmestrahlung transparent. Je stärker die Heizspirale glüht, umso mehr Infrarotstrahlung sendet sie aus.

Diese passiert das Glas größtenteils ungehindert, trifft auf den Topf und heizt ihn direkt auf. Der Energieverbrauch des Ceran-Kochfelds ist deshalb so gering, weil man nicht erst die Kochplatten aufheizen muss und wenig Wärme verloren geht.

Mit herkömmlichem Glas wäre all dies nicht machbar. Denn das Glas selbst wird natürlich auch heiß, nicht zuletzt wegen des direkten Kontakts zum Topf. Gewöhnliches Glas dehnt sich bei Erwärmung aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Da auf dem Herd nur einzelne Bereiche erhitzt werden, würde die Glasplatte bei den entstehenden Temperaturunterschieden rasch zerspringen.

Ceran-Kochfelder bestehen aus einer Glaskeramik. „Im Glasmaterial sind fein verteilt Kristalle eingebettet, die so klein sind, dass es klar und durchsichtig bleibt“, sagt der Physiker Lutz Klippe, Produktmanager bei der Firma Schott in Mainz, die die Kochfelder seit 1972 entwickelt. Im Gegensatz zu Glas dehnen sich die Kristalle bei Hitze nicht aus. „Sie schrumpfen.“

Einige atomare Teilchen im Kristall wechseln auf Positionen, auf denen sie weniger Platz benötigen. Bei Abkühlung springen sie an Ort und Stelle zurück. Mischt man die Kristalle im rechten Verhältnis mit Glas, ergibt sich ein Werkstoff, der auf Temperaturänderungen von bis zu 700 Grad Celsius kaum reagiert.

Davon profitieren auch Astronomen. Die Spiegel eines Teleskops sollen sich ebenfalls nicht zusammenziehen und das Bild verzerren, wenn die Temperatur nachts drastisch sinkt. Drei Sterne hat sich das Spezialglas nicht erst in der Küche verdient.

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