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Gesundheit: Warum wir nicht studieren wollen

(17), Carlvon-Ossietzky-Oberschule: Ich will nicht studieren, weil ich keine Lust habe, nach dem Studium einen riesigen Schuldenberg abzahlen zu müssen. Meine Mutter zahlt jetzt noch an ihrem Bafög ab.

(17), Carlvon-Ossietzky-Oberschule: Ich will nicht studieren, weil ich keine Lust habe, nach dem Studium einen riesigen Schuldenberg abzahlen zu müssen. Meine Mutter zahlt jetzt noch an ihrem Bafög ab. Sie hatte mit Jura begonnen, sich dann aber für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin entschlossen. Auch mein Vater will lieber, dass ich mir erst mit einer Ausbildung eine Grundlage schaffe. Deshalb werde ich mich als Kinderkrankenschwester bewerben. Später kann ich dann immer noch Medizin mit Schwerpunkt Pädiatrie studieren. Ob ich mir allerdings ein Studium leisten kann, wenn dann noch Studiengebühren kommen, weiß ich nicht. Meine Freunde verstehen das nicht alle. Die meisten wollen schon jetzt studieren.

Sabiha Adanur (18), Diesterweg-Oberschule: Zuerst wollte ich Medizin studieren, denn ich wollte Kinderärztin werden. Aber dann habe ich gemerkt, dass ein Studium bis zu acht Jahren dauern kann. Dann wäre ich noch länger von anderen finanziell abhängig. Ich will lieber selbst arbeiten und unabhängig eine Familie gründen können. Schließlich bin ich auch schon verlobt. Meine Eltern und meine Freunde hätten lieber, dass ich studiere. Zumal ich von acht Kindern die Einzige mit Abitur bin. Sie haben aber meine Entscheidung akzeptiert. Ich hatte auch Bedenken, weil mein schriftliches Deutsch noch nicht so perfekt ist. Immerhin habe ich mit dem Abitur bessere Chancen auf die Ausbildung als Arzthelferin. In Berlin ist es sonst, glaube ich, ganz schön schwer, einen guten Ausbildungsplatz zu bekommen.

Sabrina Kruse (17), Diesterweg-Oberschule: Bei mir ist es ganz klar die finanzielle Situation, die mich von einem Studium abhält. Mein Vater könnte mich nicht finanzieren. Wie das Bafög funktioniert, weiß ich nicht so genau. Aber ich weiß, dass ich schon jetzt zum Teil für mich selbst sorgen muss. Ein paar Mal in der Woche arbeite ich in einem Einkaufszentrum. Neben dem Studium auch noch arbeiten, das würde ich nicht schaffen, das weiß ich. In der Schule fliegt mir nämlich nichts zu. Ich muss für jede Klausur richtig viel lernen. Aber wenn ich das Abitur habe, sind meine Chancen auf meinen Lieblingsberuf viel besser: Ich will nämlich gern Biologielaborantin werden. Die Plätze sind in Berlin sehr begehrt.

Sarah Knorr (18), Humboldt-Gymnasium: Erst wollte ich Tiermedizin studieren. Es dauert aber ungefähr sieben Jahre, bis ich den Abschluss habe. Da war es mir doch lieber, etwas zu machen, wo ich auf der sicheren Seite bin. Die neuen Bachelor-Studiengänge, die nicht so lange dauern sollen, haben mich auch nicht umstimmen können. Ich möchte gern eine Ausbildung als Restaurant- oder Reisekauffrau machen. Meine beiden Schwestern haben das auch so gemacht und ich denke, dass es auch für mich das Beste ist.

Protokolle: Sören Kittel, Fotos: Uwe Steinert

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