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Gesundheit: Wenn Fliegen träumen, wachen die Schlafforscher

Der Schlaf ist heilig. Das sollte bedenken, wer mit seiner Hand ausgeholt hat, um eine Fruchtfliege zu zerschmettern, die regungslos auf dem Obstteller sitzt.

Der Schlaf ist heilig. Das sollte bedenken, wer mit seiner Hand ausgeholt hat, um eine Fruchtfliege zu zerschmettern, die regungslos auf dem Obstteller sitzt. Es könnte sein, dass die Fliege gerade ein Nickerchen hält, möglicherweise sogar träumt. Und eine auf diese Weise vor sich hin dösende Fliege wäre ein ideales Studienobjekt für die Schlafforschung, wie amerikanische Neurowissenschaftler nun im Fachblatt "Science" berichten.

Ob Drosophila melanogaster wirklich schläft oder nicht, dafür gibt es allerdings nur wenige Anhaltspunkte. Die Obstfliege schnarcht nicht. Und es ist auch nicht leicht, die Potenzialschwankungen im Gehirn des nur drei Millimeter großen Insekts mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) zu messen.

Die Forscher vom Neurowissenschaftlichen Institut im kalifornischen San Diego setzten die Taufliegen einem künstlichen Tagesrhythmus von 12 Stunden Helligkeit und 12 Stunden Dunkelheit aus. Sie studierten unter anderen jene Verhaltensmerkmale bei den Insekten, die vom Schlaf von Säugetieren und Vögeln her bekannt sind: körperliche Ruhe, eine höhere Erregbarkeitsschwelle und ein gesteigertes Schlafbedürfnis nach längerem Schlafentzug.

"All dies haben wir auch bei Fruchtfliegen beobachtet", sagt der Neurowissenschaftler Giulio Tononi. Ihrem Verhalten nach schliefen mehr als 90 Prozent der Fruchtfliegen. Und wie der menschliche Schlaf, so konnte auch die Ruhephase bei Drosophila durch Koffein oder durch Antihistaminika verändert werden.

Was die Aufmerksamkeit der Forscher aber noch stärker erregte, waren jene molekularen Prozesse, die auch bei Säugetieren den Schlaf regulieren. Fruchtfliegen mit mutierten Genen, die ein im Gehirn aktives Enzym steuern, brauchten zum Beispiel viel mehr Ruhe, um sich vom Schlafentzug wieder zu erholen. Solche Erkenntnisse könnten künftig eine wichtige Rolle dabei spielen, die Ursache von Schlafstörungen auch beim Menschen besser zu verstehen, hoffen die Forscher.

tdp

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