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Gesundheit: Wenn sich Merkur vor die Sonne schiebt

Von 7 Uhr 11 bis 12 Uhr 32 ist der Planet vor der Scheibe zu erkennen

Von Rainer Kayser, dpa

Merkur, der sonnennächste Planet, ist ein scheuer Geselle. Von der Erde aus betrachtet, entfernt er sich nie weit von der Sonne. Und daher ist er, wenn überhaupt, nur in der hellen Abend- oder Morgendämmerung tief am Horizont zu sehen und stellt selbst geübte Sterngucker vor eine schwere Aufgabe.

Am heutigen Mittwoch aber bietet sich die seltene Gelegenheit, den Merkur ganz einfach aufzuspüren, denn er zieht genau vor der Sonnenscheibe vorüber. Der „Merkurdurchgang“ beginnt um 7 Uhr 11 und endet um 12 Uhr 32. Als winziger schwarzer Fleck erscheint der Planet dabei im Fernrohr vor der hellen Sonnenscheibe.

Mit durchschnittlich rund 58 Millionen Kilometern ist der kleine Merkur nur etwa ein Drittel so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Entsprechend hoch können die Temperaturen auf der Tagseite des Planeten werden: Bei bis zu 430 Grad brutzelt die Gesteinsoberfläche. Die Umlaufzeit des Merkur um die Sonne beträgt nur 88 Tage. Alle 116 Tage überholt er die Erde auf der Innenbahn. Läge die Bahn des Merkur genau in der Ebene der Erdbahn, so würde der Planet also alle 116 Tage vor der Sonne vorübergehen. Doch die Merkurbahn ist um sieben Grad gegen die Erdbahn geneigt, deshalb zieht der Planet zumeist oberhalb oder unterhalb der Sonne vorüber und Durchgänge wie am heutigen Tag sind seltene Ereignisse.

Am 7. November 1631 beobachteten der französische Astronom Pierre Gassendi und andere Himmelsforscher erstmalig einen Merkurdurchgang. Das Ereignis war kurz zuvor von Johannes Kepler auf der Grundlage seiner neuen Gesetze der Planetenbewegung vorhergesagt worden. Bis dahin hatte niemand auch nur geahnt, dass es Planetendurchgänge vor der Sonne geben könnte. Von Deutschland aus können wir nach diesem 7. Mai erst 2016 wieder einen Merkurdurchgang beobachten.

Bei der Beobachtung des Merkurdurchgangs ist allerdings Vorsicht geboten. Wie bei einer Sonnenfinsternis gilt: Niemals ohne Schutzfilter mit einem Fernglas oder Fernrohr in die Sonne schauen! Die gebündelte Hitze der Sonnenstrahlung setzt sonst der Netzhaut des Auges zu stark zu. Ideal sind spezielle Sonnenfolien, die vor dem Objektiv des Fernrohrs angebracht werden können. Sie sind im optischen Fachhandel erhältlich und dämpfen die Intensität des Sonnenlichts etwa auf ein Hunderttausendstel.

Eine Alternative dazu bietet die Projektionsmethode. Dabei wird das vom Fernrohr (ohne Filter) erzeugte Bild auf eine weiße Fläche geworfen. Das bietet zudem den Vorteil, dass man das Bild in einer größeren Gruppe gemeinsam betrachten kann. Es sollte aber auch hier darauf geachtet werden, dass niemand in das Okular blickt.

Die Archenhold-Sternwarte, Alt-Treptow 1, lädt am heutigen Mittwoch um 10 Uhr zu einem Vortrag „Merkurdurchgänge“ von Direktor Dieter B. Herrmann ein. Anschließend: „Beobachtung an mehreren Instrumenten.“ Info-Telefon: 5348080, Eintritt: 5 Euro.

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