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Gesundheit: Wer sind die Berliner Studenten?

Von Anja Kühne Viele Berliner Studenten sehen ihrer Zukunft pessimistisch entgegen. Das hat das Studentenwerk in der Sonderauswertung seiner 16.

Von Anja Kühne

Viele Berliner Studenten sehen ihrer Zukunft pessimistisch entgegen. Das hat das Studentenwerk in der Sonderauswertung seiner 16. Sozialerhebung herausgefunden. „Es belastet mich, nicht zu wissen, ob ich auch zukünftig einen Job finden werde": Diesem Satz stimmen über 42 Prozent der Berliner Studierenden zu (im Bundesdurchschnitt nur 37 Prozent). Besonders dunkel ist die Stimmung der Frauen: „Ich nehme es wie es kommt, ich werde es schon packen." Die Hälfte der Berliner Studentinnen kann diesem Satz nicht zustimmen, bei den Männern sind es nur 37 Prozent. Das Studentenwerk erklärt das mit der hohen Arbeitslosigkeit in der Stadt.

Die schnellsten Fachhochschüler

Berliner Studenten sind eine Spezies für sich: Sie haben ein höheres Einkommen, Eltern mit einer höheren Bildung - gleichwohl aber „ärmere" Väter -, und sie müssen längere Fahrzeiten zur Uni in Kauf nehmen. Und: Berliner sind schneller im Studium. Nur 2,3 Prozent der Berliner Fachhochschüler studieren in einem höheren als dem 11. Fach-Semester (bundesweit 7,5 Prozent).

Allerdings: Berliner sind auch langsamer als der Rest - wenn sie an einer Universität studieren. Zwar ist der Anteil der Studierenden mit einer höheren Semesterzahl als dem 11. Fach-Semester zwischen 1997 und 2000 von 23,1 Prozent auf 21,5 Prozent gesunken. Aber 25 Prozent der Uni-Studenten sind in einem höheren als dem 11. Fach-Semester (bundesweit 19,3 Prozent). Davon sind 10,4 Prozent über dem 15. Semester (bundesweit sieben Prozent). Den größten Anteil der Langzeitstudierenden stellen die Männer, doch der Anteil der Frauen ist um rund drei Prozent gewachsen. Aber über die Hälfte der Berliner will „das Studium so schnell wie möglich beenden".

Zur Langsamkeit Berliner Uni-Studenten trägt nach Ansicht des Studentenwerks auch bei, dass Berliner Studenten mehr jobben als ihre Kommilitonen im Bundesgebiet (durchschnittlich anderthalb Stunden mehr) und traditionell häufiger Kinder haben. Und deren Betreuung raubt gerade den Berliner Studentinnen viel Zeit, wie das Studentenwerk festgestellt hat: „Die durchschnittliche zeitliche Inanspruchnahme studierender Berliner Mütter fällt mit knapp 47 Stunden pro Woche exakt doppelt so hoch aus wie die der Väter."

Frauen hätten mit den Kindern einen Ganztags-, die Männer einen Halbtagsjob. Die Hälfte der Mütter könne ihrem Studium deshalb „nur in sehr eingeschränktem Umfang nachgehen".

Ein anderer Zeitkiller ist das Geldverdienen – 70 Prozent der Berliner Studierenden jobben. Durchschnittlich verdienen sie dabei 400 Euro. 68 Prozent sagen, dass sie neben dem Studium arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. 40 Prozent davon macht das Geldverdienen „nichts aus". Aber ein Drittel stört das Jobben während des Studiums.

Fast die Hälfte der befragten Studenten glaubt, dass der Job das Studium verlängert (im Bundesdurchschnitt meinen das nur rund 40 Prozent). Zwei Drittel der Studenten sagen, dass sie nicht finanziell von ihren Eltern abhängig sein wollen. Eigenes Geld zu verdienen ist für mehr Studierende als früher ein Ausdruck, erwachsen zu sein.Viele empfinden Stolz und Zufriedenheit, für sich selbst sorgen zu können. „Sich von seinen Eltern aushalten zu lassen war früher (und heute) ein Privileg der Kinder aus begütertem Hause, wird aber zusehends als kindnahes und damit inadäquates Selbstverständnis gesehen", heißt es in dem Bericht. So erlebten es viele als belastend, wenn sie sich bei Krankheit oder im Examen doch wieder finanziell auf ihre Eltern stützen müssten.

Männer sitzen länger am Computer

Wie hoch das Sponsoring durch die Eltern ist, hängt von der Schicht ab, der sie angehören. Eltern, die einer „niedrigen" Sozialschicht zugerechnet werden, zahlen im Durchschnitt 250 Euro, die einer „hohen" Sozialschicht fast das Doppelte. Jeder fünfte Berliner Student bekommt Bafög. Am meisten Geld geben die Berliner Studenten für Miete (rund 240 Euro) aus (siehe Grafik).

Die große Mehrheit der Berliner Studierenden hat in der Wohnung oder im Zimmer einen Computer (86 Prozent, Bundesdurchschnitt 82 Prozent). Allerdings verbringen die Männer deutlich mehr Zeit vor dem Bildschirm: Fast 90 Prozent der Studenten sitzen 13 Stunden pro Woche am Computer. 80 Prozent der Studentinnen nutzen den Computer acht Stunden pro Woche. Allerdings: Das Verhalten von Männern und Frauen unterscheidet sich nur in der Freizeitnutzung. Für das Studium benutzen beide Geschlechter den Computer gleich viel.

Die meisten Studenten möchten am liebsten allein in einer Wohnung leben. Aber immer weniger können es sich leisten: Seit 1994 ist die Zahl von 36 Prozent auf 30 Prozent gesunken. Zugleich ist die Zahl der WG-Bewohner gestiegen: im gleichen Zeitraum von 14 auf 22 Prozent. Gründe sind die steigenden Mieten und die Tatsache, „dass bei dieser Wohnform im Durchschnitt eine sehr hohe Zufriedenheit vorliegt, die zu ihrer Verbreitung führt", interpretiert das Studentenwerk. Nur 2,7 Prozent der Studenten möchten bei ihren Eltern wohnen, aber 15 Prozent leben eben dort.

Genauso groß ist die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Wohnung mit Partner und/oder Kind: 34 Prozent sehen darin die ideale Wohnform, aber nur 24 Prozent leben tatsächlich so. Das Studentenwerk erklärt diese Kluft damit, dass „die Bedingungen für eine auf Dauer angelegte Partnerschaft bei Studierenden nicht so günstig wie bei anderen gleichaltrigen Erwachsenen sind". Das Studium sei nun einmal auf Entwicklung und damit Veränderung angelegt. „Prüfungen greifen in das eigene Selbstverständnis ein und berufliche Zielvorstellungen wandeln sich."

Nach der Prüfung sei ungewiss, ob die Studenden überhaupt an ihrem Studienort eine Arbeit finden. Angesichts dieser Unwägbarkeiten wechseln viele Studierende nicht in eine Wohnung mit dem Partner. Immerhin erfüllen sich diesen Wunsch aber fünf Prozent mehr als im Bundesgebiet. Die Berliner Studenten sind in manchen Punkten also auch optimistischer als der Durchschnitt.

Mehr zum Thema im Internet:

www.studentenwerk.de

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