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Gesundheit: Wie gut ist die deutsche Medizin?

Das deutsche Gesundheitswesen sei zwar das zweitteuerste Europas, seine Effektivität aber nur Mittelmaß. Das geht aus einer Rangliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor.

Das deutsche Gesundheitswesen sei zwar das zweitteuerste Europas, seine Effektivität aber nur Mittelmaß. Das geht aus einer Rangliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. An diesem internationalen Systemvergleich ist aber massive Kritik geübt worden, weil die Methodik solcher Vergleiche höchst anfechtbar ist. Man kann also nicht pauschal sagen, wir stünden schlechter da als andere Länder.

„Wo stehen wir wirklich? Kann Deutschland von anderen lernen?“ fragte der Mediziner und Gesundheitswissenschaftler Reinhard Busse in seiner Antrittsvorlesung an der Technischen Universität Berlin. Sein Fazit: Noch immer fehlt es an wissenschaftlich stichhaltigen Untersuchungen über die Qualität der medizinischen Versorgung.

Soviel konnte Busse bestätigen: Bei den ProKopf-Ausgaben des Gesundheitswesens liegt Deutschland gleich hinter der Schweiz (mit den höchsten Kosten) und 28 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Trotz des Bettenabbaus haben wir zum Beispiel noch immer 52 Prozent mehr Klinikbetten. An der in den 90er Jahren weiter gestiegenen Lebenserwartung hat die Gesundheitsversorgung bei Frauen einen Anteil von 28 Prozent, bei Männern von 13 Prozent. Daraus lässt sich schließen, dass dieser Anteil nur sehr schwer zu vergrößern sein wird. Denn bei einem bereits hohen Niveau wird der zusätzliche Nutzen weiterer Investitionen immer geringer.

Wie genau man Daten für einen internationalen Vergleich der Qualität prüfen muss, zeigte der Gesundheitsforscher am Beispiel Herzinfarkt. Die Sterblichkeit geht bei den koronaren Herzkrankheiten in allen untersuchten Ländern zurück, und Deutschland, das vor einem Jahrzehnt noch hinterher hinkte, hat aufgeholt. Eine neue Studie zum Vergleich von sieben europäischen Ländern ergab, dass wir jetzt bei der Akut-Versorgung der Infarktpatienten an der Spitze liegen. Allerdings ist die Effizienz, das heißt, die Relation von Kosten und Effektivität, anderswo meistens besser. Und bei der Verhütung weiterer Infarkte ist Deutschland seit 1995 sogar schlechter geworden. R.St.

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