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Gesundheit: Witten: Privatuni in Not

Die größte deutsche Privatuniversität in Witten-Herdecke befindet sich weiterhin in Schwierigkeiten. Nachdem im vorigen Jahr nur knapp das Aus für die Medizinerausbildung, das Herzstück der Uni, vermieden werden konnte, hat der Präsident Wolfgang Glatthaar jetzt eingestanden, das Geschäftsmodell der Uni sei „nicht mehr tragfähig“.

Die größte deutsche Privatuniversität in Witten-Herdecke befindet sich weiterhin in Schwierigkeiten. Nachdem im vorigen Jahr nur knapp das Aus für die Medizinerausbildung, das Herzstück der Uni, vermieden werden konnte, hat der Präsident Wolfgang Glatthaar jetzt eingestanden, das Geschäftsmodell der Uni sei „nicht mehr tragfähig“. Mit einem Großinvestor werde bereits gesprochen. Gleichzeitig sorgt der überraschende Rücktritt des Medizindekans Matthias Schrappe für Unruhe.

Die Wittener Unileitung verhandelt demnach bereits seit Dezember mit der Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) um eine finanzielle Beteiligung. SRH unterhält andere private Hochschulen, Schulen und Krankenhäuser und setzt 500 Millionen Euro im Jahr um. Ob und wann eine Kooperation tatsächlich zustande kommt, sei noch ungeklärt, sagte Unisprecher Dirk Hans. Möglich sei, dass SRH direkt als Gesellschafter an der Uni beteiligt werde. Der Investor könne aber auch nur als Sponsor auftreten. Ein Einstieg solle auf jeden Fall das „finanzielle Fundament“ der Uni sichern. Hintergrund sind die anhaltenden finanziellen Probleme der privaten Hochschule. Nach dem aktuellen Geschäftsbericht machte Witten im Jahr 2005/2006 ein Minus von 1,4 Millionen Euro – bei einem Budget von etwa 29 Millionen Euro. Grund dafür ist vor allem ein Einbruch bei den wichtigen Spenden, die um eine Million Euro auf knapp sechs Millionen Euro zurückgingen. Die 1983 gegründete Privatuni wird wegen ihres chronischen Geldmangels bereits seit Jahren mit mehreren Millionen Euro vom Land Nordrhein-Westfalen subventioniert. Auch die 1100 Studierenden finanzieren mit Gebühren von bis zu 30 000 Euro einen Teil der Uniausgaben.

Die aktuellen Verluste sind besonders dramatisch für die Uni, da Witten sein Budget im laufenden Geschäftsjahr kräftig auf 36 Millionen erhöhen muss. Die Hochschule will in der Medizin neue Professuren und einen neuen Schwerpunkt in der Versorgungsforschung aufbauen. Im vergangenen Jahr hatte der Wissenschaftsrat einen massiven Ausbau von Forschung und Lehre gefordert, andernfalls müsse der Studiengang geschlossen werden. Die Kommission hatte zuvor in einem Gutachten über die einstmals renommierte Medizinerausbildung geurteilt, eine „annähernde Gleichwertigkeit mit staatlichen Unis“ sei nicht gegeben.

Das neue Konzept, das der Wittener Medizin das Überleben sicherte, war maßgeblich vom neuen Dekan Matthias Schrappe entworfen worden. Schrappe warf diese Woche völlig überraschend das Handtuch. Die Unileitung dementierte Gerüchte, Schrappe habe gekündigt, weil er unter dem neuen Investor einen Kurswechsel an der Uni befürchte. Schrappe selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu seinen Gründen äußern. Laut „Spiegel Online“ sprach er von „ernsthaften Differenzen“. Er glaube nicht daran, dass er „seine Linie weiter fortsetzen“ könne.

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