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Gesundheit: Zeig’s der Uni

Bremer Studenten verkaufen ihre Aktfotos in einem Kalender, um eine neue Bibliothek anzuschaffen

Deutschlands Studenten schrecken vor nichts zurück, um gegen den Bildungsnotstand zu protestieren. In Berlin rannten sie nackig über Weihnachtsmärkte und rote Berlinale-Teppiche, Leipziger Kommilitonen drehten einen Soft-Porno. Nun entblättern sich Bremer Sportstudenten für einen Aktkalender. Die Sportler wollen den Nackedei-Kalender verkaufen und damit eine Bibliothek finanzieren: Drittmittel aus Pin-Up-Bildern, das ist im deutschen Hochschulwesen neu. Die Idee dazu wollen die Studenten schon gehabt haben, bevor der Film „Calendar Girls“ in die Kinos kam, in dem einige englische Frauen die gleiche Idee haben.

„Nicht nur schimpfen, sondern auch etwas unternehmen“ wollen die Bremer Models laut Heiner Stürmer, der zu den Initiatoren der Akt-Fotos gehört. Sport-Student Stürmer, 24, posiert im Kalender als Diskuswerfer. Seine Kommilitonen fahren entblößt Rad, balancieren auf dem Schwebebalken oder schmettern einen Volleyball.

Intellektuell dank Kennedy

Vergnügen können sich an dem Kalender Kommilitonen beiderlei Geschlechts und jeglicher sexuellen Orientierung: Jedes Blatt ist beidseitig bedruckt, mit einem Männer- und einem Frauenakt. Der intellektuelle Anspruch kommt ebenfalls nicht zu kurz. Neben jedem Bild steht ein ausgewähltes Zitat. Von Sokrates beispielsweise oder von John F. Kennedy: „Der Fortschritt unserer Gesellschaft wird nicht größer sein als der Fortschritt unseres Bildungswesens.“

19,90 Euro bezahlen Interessenten für den Kalender, der ganz auf die Bedürfnisse des Uni-Lebens ausgerichtet ist: Er umfasst die Zeit des kommenden Sommer- und Wintersemesters. Mit insgesamt 15 000 Euro Gewinn rechnen die Studenten, wenn sie alle 2500 Exemplare verkaufen. Davon wollen sie Bücher für eine kleine Präsenzbibliothek in ihrem Fachbereich anschaffen. Denn bisher müssen die Bremer Sportstudenten immer in die große Unibibliothek rennen, um in ihrer Fachliteratur zu schmökern. „Die neuen Bücher sind dann meistens vergriffen“, sagt Stürmer, und die anderen sind so alt, dass daraus bereits die Eltern lernen konnten. Der Rowohlt-Verlag zeigte sich bereits begeistert vom Engagement der Sportler und stiftete neun Exemplare für die neue Bibliothek.

Nackt Modell stehen wollten mehr Studenten, als auf den Kalender passten. Schließlich ging es „nicht um schmuddelige Porno-Dinger“, wie Stürmer sagt, sondern um durchaus ästhetische Schwarz-Weiß-Bilder. Die schossen Profi-Fotografen in der Bremer Uni-Turnhalle, was das Foto-Shooting nicht unbedingt leichter machte, meint Stürmer: „Ich fühl mich in einer Sporthalle zwar wohl, aber nicht nackt.“

„Bitter“ war es dann für ihn, als „Bild Online“ die Bilder mit den Worten „heißes Teilchen“ auf die Startseite setzte. RTL und SAT 1 waren ebenfalls mehr an der nackten Haut der Studenten als an den nackten Tatsachen über Uni-Etats und Studiengebühren interessiert. Professoren warfen ihren Schützlingen deswegen „blinden Akt-Ionismus“ vor.

Der Kalender ist zu bestellen unter:

www.semesterakte.de

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