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Gesundheit: Zöllner: Lehre soll sich lohnen

Minister will Kosten gerechter verteilen

Deutschlands Elitewettbewerb belohnt Universitäten, die leistungsstark in der Forschung sind. Doch wer belohnt eigentlich Hochschulen, die hohe Leistungen in der Lehre abliefern, indem sie die meisten Studierenden ausbilden? Jürgen Zöllner, Wissenschaftsminister in Rheinland-Pfalz, hat den Elitewettbewerb immer gewollt. Doch nun müsse die Politik auch dringend finanzielle Anreize schaffen, Studienplätze vorzuhalten, sagt Zöllner. Denn anders werde man die Bundesländer und Universitäten kaum dazu bringen können, jene Studienplätze zu bezahlen, die bald für den neuen Ansturm von Studierenden dringend benötigt werden.

Bis 2020 wird es 2,7 Millionen Studierende in Deutschland geben, jetzt sind es 1,9 Millionen. Zöllner wirbt für einen „Vorteilsausgleich“ nach Schweizer Vorbild. Jedes Bundesland bekommt Geld für die Abiturienten, die es aus einem anderen Bundesland an seinen Universitäten aufnimmt. Die Zeiten, in denen Studierende vor allem als Last empfunden werden, wären dann vorbei. Im Gegenteil würde ein Wettbewerb um Studierende einsetzen. Zöllner will erreichen, dass sein Vorschlag mit in das Maßnahmenpaket aufgenommen wird, das Bund und Länder gemeinsam als Antwort auf den „Studentenberg“ schnüren wollen. Zum Beispiel sei es verfassungsrechtlich unbedenklich, wenn der Bund das Studium für Studierende aus Nicht-EU-Ländern zahlen würde, meint Zöllner. Die Länder könnten den „Vorteilsausgleich“ aber auch ohne den Bund einführen, eine Arbeitsgruppe in der Kultusministerkonferenz unter Führung von Rheinland-Pfalz und Sachsen wird im Februar ein Modell vorlegen.

Schon jetzt befindet sich das System in einer Schieflage, argumentiert Zöllner. Einige forschungsstarke Bundesländer profitieren deutlich mehr von den Geldern, die Bund und Länder in der gemeinsamen Forschungsförderung ausgeben, als andere. Ein Beispiel: Während Baden-Württemberg im Jahr 62 Euro pro Einwohner bekomme, entfielen auf einen Einwohner in Rheinland-Pfalz nur acht Euro.

Doch gerade Rheinland-Pfalz gehört laut Zöllner zu den Ländern, die viel für die Lehre getan haben. Während die Zahl der Studierenden im forschungsstarken Baden-Württemberg in den vergangenen zehn Jahren nur leicht anstieg, in Bayern sogar leicht sank, studierten in Rheinland-Pfalz 22 Prozent mehr. Die neuen Länder haben nach der Wende noch erheblich mehr zugelegt. Zwar gehörten sie immer noch zu den Studenten-Exporteuren. Doch wegen der zurückgehenden Geburtenzahlen im Osten würden sie bald dazu gezwungen, Studienplätze abzubauen – während gerade die westdeutschen Länder mit der neuen Welle von Studierenden zu tun hätten. Ein Anreiz für Ostdeutschland, Kapazitäten zu erhalten und westdeutsche Studierende aufzunehmen, könnte dann eben der „Vorteilsausgleich“ sein, meint Zöllner.

Die Kluft zwischen dem Engagement bestimmter Länder in der Lehre und ihrer Benachteiligung bei der Verteilung von Forschungsmitteln zeige sich auch jetzt im Elitewettbewerb wieder, sagt Zöllner. Das studentenfreundliche Rheinland-Pfalz kam nur mit einem einzigen Antrag der Uni Mainz weiter, während Bayern und Baden-Württemberg mit 18 beziehungsweise 19 Anträgen das Finale erreichten (siehe Grafik).

Zöllner wirbt seit einem Jahr für Anreize in der Lehre. Angesichts des neuen „Studentenbergs“ hält er die Chancen jetzt für besser, Gehör bei den anderen Ländern zu finden.

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