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Gesundheit: Zweisprachig zum Erfolg „Wer an der Forschung spart, erntet Durchschnitt“

Deutsch-türkisches Schulprojekt in Hamburg geht neue Wege

In den vergangenen Tagen hat Kerim Barcins Telefon beinahe ununterbrochen geklingelt. Doch genervt war der Erziehungsattaché des Türkischen Generalkonsulats von den vielen Nachfragen seiner Landsleute nicht. Im Gegenteil: Schließlich ist ihm die Sache – das Modellprojekt einer zweisprachigen deutschtürkischen Grundschule – eine Herzensangelegenheit. Als bundesweit einmalige Kooperation zwischen dem deutschen und türkischen Staat startet das Generalkonsulat am 1. August das Projekt gemeinsam mit der Hamburger Schulbehörde.

160 000 Schüler gibt es in Hamburg, davon stammen etwa 13 000 aus der Türkei. Barcin kennt ihre Probleme: „Viele Kinder können weder ihre türkische Muttersprache, noch richtig deutsch. Sie wachsen in zwei oder drei Kulturen gleichzeitig auf.“ Zusammen mit der Behörde hat er ein Modell entwickelt, für das er deutsche und türkische Eltern begeistert will: An zwei Grundschulen werden im neuen Schuljahr zusätzliche Klassen eingerichtet, in denen von Schulbeginn an 14 Stunden die Fächer Deutsch und Türkisch erteilt werden.

Unterrichtet werden die 26 Kinder von zwei deutschen und einem türkischen Lehrer. Das Besondere: Die Türkei übernimmt die Finanzierung der türkischen Lehrer, die aber der deutschen Schulbehörde unterstellt sind. Die Lehrer sind zweisprachig, haben in der Türkei studiert und dort mindestens fünf Jahre unterrichtet. Der Unterrichtsplan sieht vor, dass im ersten Schuljahr alle Kinder unabhängig von ihrer Muttersprache zusätzlich Türkisch-Unterricht erhalten. Im zweiten Jahr stehen dann Buchstaben und Laute der Partnersprache auf dem Lehrplan. Am Ende des zweiten Jahres soll der Schriftspracherwerb in beiden Sprachen „weitgehend abgeschlossen“ sein. So jedenfalls die Hoffnung.

Ob das klappt, weiß Helga Büchel vom Hamburger Schulamt noch nicht genau. Aber sie ist davon überzeugt, dass die bilinguale Schule ein wichtiger Schritt für ein besseres Verständnis von Deutschen und Ausländern ist. Denn nicht nur die türkischen Kindern profitieren von dem Angebot; auch für die deutschen sei die „interkulturelle Kompetenz“, die sie in jungen Jahren erwerben, ein großer Schatz. Schließlich erlernten sie nicht nur eine zusätzliche Sprache. „Sie erfahren auch, was es heißt, wenn man sich nicht richtig verständlich machen kann“. Das kann helfen, die „Angst vor dem Fremden“ zu überwinden, glaubt Büchel.

Dazu gehört auch die „Form eines interreligiösen Dialogs“. In den ersten beiden Klassen gibt es noch keine starren Fächer – und damit auch noch keinen getrennten Religionsunterricht. Der Islam werde also „eine wichtige Rolle spielen“. Unterschiedliche Feste könnten den Kindern erklärt und die Kultur der anderen Religion näher gebracht werden.

Das Hamburger Modell geht auf eine Initiative des rot-grünen Senats aus dem Jahre 1997 zurück. Manche deutsche Eltern, erzählt Barcin, hätten allerdings noch Vorbehalte. Einige befürchten sogar, dass Türkisch zum Pfllichtfach wird. „Alles ist freiwillig und wird wissenschaftlich begleitet“, versucht der türkische Erziehungsattaché zu beruhigen. KNA

Der Dekan der Charité, Joachim Dudenhausen, hat seine Kollegen zu Zuversicht und Engagement aufgerufen. „Ergreifen wir die Chance zur Gestaltung der Charité unter den neuen Bedingungen“, sagte Dudenhausen am Mittwoch beim Neujahrsempfang des Berliner Universitätsklinikums nach dem vorab verbreiteten Redemanuskript.

Gemeinsam mit den Medizinern der Freien Universität müssten jetzt innovative und überzeugende Lösungen für die Neuordnung der Hochschulmedizin erarbeitet werden, forderte Dudenhausen weiter. Nur dann „werden keine typischen Berliner internen Lösungen für die anstehenden Personalentscheidungen, für den neuen Vorstand, für den Aufsichtsrat in einigen Zirkeln entschieden.“ Zugleich warnte der Dekan vor Einschnitten bei der Forschungsförderung. Wer an der Forschung spare, gefährde die Spitzenstellung der Charité. „Wer den Staatszuschuss auf den bundesrepublikanischen Durchschnitt runterfährt, wird bundesrepublikanisch durchschnittliche Forschung ernten.“ Bisher finanziert die Charité mit zusätzlich eingeworbenen Drittmitteln rund 2000 Stellen. Erneut konnten im vergangenen Jahr mit knapp 70 Millionen Euro mehr Mittel eingeworben werden als im Jahr davor.

Bei der Veranstaltung wird auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erwartet. Seinem Auftritt sehen die Mediziner, ein Tag vor dem Votum des Wissenschaftsrates zur Zukunft der Hochschulmedizin, mit besonderem Interesse entgegen. Wowereit hatte die Einsparungen von 98 Millionen Euro vom Landeszuschuss für die Medizin gefordert, über deren Umsetzung jetzt beraten wird. rt

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